Samstag, 8. Dezember 2018

Feuerberge und Manrique

Lanzarote/Arrecife, 0 sm

Feuerberge

Im Westen der Insel Lanzarote befindet sich der landschaftliche Höhepunkt Parque Nacional de Timanfaya mit den Feuerbergen. Nach dem Entrichten des Eintrittspreises von zzt. 15€ pro Person fahren wir mit dem Auto durch den Nationalpark bis zum Parkplatz. Dort stehen große klimatisierte Reisebuse bereit, die die Touristen aufnehmen und auf eine 45-minütige Fahrt durch die Vulkanlandschaft mitnehmen. In mehreren Landessprachen wird die Entstehungsgeschichte erläutert.
Am 1. September 1730 wurden die damals fruchtbaren Ebenen und die weißen Dörfer von einer gewaltigen Naturkatastrophe durch Vulkanausbrüche heimgesucht. In den folgenden 6 Jahren spien über 30 Vulkane Feuer und Rauch in den Himmel und riesige Magmamassen begruben ganze Dörfer. Zum Glück konnten die Bewohner rechtzeitig flüchten. Ein Viertel der Insel hatte sich in eine öde Lavawüste verwandelt, die heute größtenteils unter Landschaftsschutz gestellt ist und sehr beeindruckend die Kräfte der Natur zeigt.


Noch heute brodelt es an einigen Stellen unter der Erdoberfläche. Dort steigt die Temperatur auf 100 bis 400 Grad an. In Löcher gekipptes Wasser verdunstet geysirartig aufsteigend in Sekunden.


Reisig, der in Erdlöcher geworfen wird, fängt nach kürzester Zeit an lichterloh zu brennen.


Diese hohen Temperaturen macht sich das dortige Restaurant zunutze und bietet mit Erdhitze gegrillte Hähnchen zum Verzehr an.


Danach geht unsere Autofahrt südwärts entlang der Küste durch die riesigen Lavafelder. Hier hat das Meer in die Lavalandschaft Unterwasserhohlräume gespült. Zwei besondere Unterwasserhöhlen, die Los Hervideros, kann man kostenfrei auf Fußwegen durch die Lavaküste bestaunen.


Danach geht es die Küste entlang weiter bis zu dem Ort El Golfo. In der großartigen Kulisse eines zum Meer hin offenen Halbkraters erstreckt sich die von Algen leuchtend grün gefärbte Meerwasserlagune Lago Verde, die durch einen schwarzen Sandstrand vom Meer getrennt ist. 


Hier beenden wir einen beeindruckenden Ausflugstag bei einem romantischen Sonnenuntergang.


Auf den Spuren Cecar Manriques

Lanzarote hätte ohne das Wirken des Künstlers Manrique (1919-1992) wahrscheinlich nicht das heute noch gut zu entdeckende Erscheinungsbild der Insel erreicht. Der Künstler war mit seinem ehemaligen Mitschüler, Jose Ramirez, der später Inselpräsident wurde, eng befreundet. Dieser war von Manriques Ideen und Visionen begeistert, die Insel vor dem aufkommenden Touristenboom mit seinen "Bettenburgen" zu schützen, ohne den Tourismus jedoch zu unterbinden. Manriques Ziel war eine Architektur, die an die traditionelle ländliche Bauweise anknüpft und dennoch eine moderne Eleganz ausstrahlt. Dabei nutzte er die besonderen Gegebenheiten "seiner" vulkanischen Insel. Wir sind zu seinen beeindruckendsten Bauwerken gefahren, haben diese bestaunt und dabei angefangen diesen Künstler zu verstehen. Danach haben wir die Insel wie sie sich heute entwickelt mit kritischeren Augen betrachtet, schließlich gehen die Investitionen im Tourismusbereich auch auf
dieser Insel weiter... 

                                        

Manrique begann sein Wirken auf der Insel mit einer Skulptur, die er im Ort Mozaga auf den geografischen Mittelpunkt Lanzarotes setzte. Sie lässt zunächst nichts Traditionelles erkennen. Sie besteht aus weiß angestrichenen, ausgedienten Wassertanks und ist abstrakt..., außer dass sie als Monumento al Campesino der Fruchtbarkeit des Landes und dem kanarischen Landarbeiter gewidmet ist.

 

Diesem Monument ist eine Art Freilichtmuseum angegliedert worden. Das Museum stellt interessante Gebäude und Gegenstände des bäuerlichen Alltags und Handwerkskünste aus.


Interessant finden wir auch die Nachbildungen von Acker- und Weinanbauflächen. Ziel dieser Gestaltung von landwirtschaftlichen Flächen ist das Einfangen von Tau und Niederschlägen sowie Windschutz.

In der Mitte des Platzes des Freilichtmuseums befindet sich diese hübsche Wendeltreppe. Sie führt hinunter in ein sehr großzügig angelegtes Restaurant.


Das Restaurant ist unterirdisch in die Lavalandschaft eingefügt worden und das Tageslicht fällt durch große Öffnungen in diese Räumlichkeiten hinein. Da es in den Tagen und Nächten zuvor stark geregnet hat, wurden diese Öffnungen mit Segeln verschlossen. In diesen Segeln liegen Schläuche von Tauchpumpen, die wir gut sehen konnten. 


Nachdem wir uns von diesen Segeln entfernt haben, gab es plötzlich einen lauten Knall begleitet von einem wasserfallartigen Rauschen. Die Verankerung der Segel war herausgerissen worden und das wohl nicht abgepumpte Regenwasser ergoss sich schwallartig ins Innere des Restaurants.


                                                                      Glück gehabt!

Nach Erstellung des ersten Monumentes folgten weitere geniale Bauten des Künstlers. Manrique gestaltete in einem vulkanischen natürlichen Höhlensystem ein Restaurant mit Diskothek, ein natürliches Wasserbecken, in dem seltene Albinokrebse leben und einen künstlichen Pool. Genannt wird dieser Besuchermagnet Los Jamos del Aqua.


Am Ende des Pools hat er in einer weiteren Grotte auch einen Konzertsaal mit 500 Sitzplätzen erbaut. Wir waren sehr begeistert und haben das angenehme Raumklima dieser Location genossen. Da die Stabilität der Grotten ständigen Veränderungen unterliegt, werden Risse mit künstlichen Materialien verschlossen und die Statik regelmäßig überprüft.


Manrique hat auch für sich ein Wohnhaus in fünf unterirdische Vulkanblasen hineingebaut. Mit diesem Gebäude wollte er aller Welt zeigen, dass man auch an so unwirtlichen Orten eine unverwechselbare luxuriöse Behausung schaffen kann. Dieser Raum beeindruckt auch durch eine Palme, die hier durch eine Öffnung in den ,,Himmel" wächst. Immer wieder wird an verschiedenen Orten der Insel deutlich, das Manrique den Farbkontrast von schwarz und weiß bevorzugt Die weißen Flächen bestehen aus einer rutschfesten weißen Kunststofffarbe. Uns gefällt dieser Kontrast sehr.


Manrique benutzt gern orange- oder rotfarbene Bezugsstoffe für Sitzgelegenheiten (Magmatöne).


Die oberirdischen Gebäude sind nach traditionellem Vorbild der Inselarchitektur erbaut, aber auch hier können wir immer wieder entdecken, wie es ihm gelungen ist, die Lavalandschaft in den Bau mit einzubinden, z.B. Außenmauern aus Lavagestein.


Eine Glasscheibe trennt den Ausstellungsraum mit seinen Bildern von der Lavalandschaft, die aber auch in den Raum hineinragt. Echt klasse!

Diese Wohnstätte galt schnell als sensationell. Reporter trugen mit ihren Berichten weltweit mit dazu bei, dass sich hier große Besuchermengen die Klinke in die Hand gaben. 1987 verließ Manrique deshalb Tahiche und verzog sich in das Bergdorf Haria. Sein Haus in Tahiche ist von ihm entsprechend umgestaltet worden, um dort eine Stiftung über sein Wirken zu betreiben, die bis heute ebenfalls Besuchermagnet ist. Um das Stiftungsgelände herum haben wir in dem Lavafeld weitere architektonisch auffallende Privathäuser nach Manriques Vorbild entdecken, aber leider nicht besichtigen können.

Als wir 2007 erstmals auf Lanzarote waren, war es noch nicht möglich, Manriques Wohnhaus mit eigenem Palmengarten und sein Atelier in Haria zu besichtigen. Um so erfreuter sind wir, dass dies nun möglich ist. Es ist nicht gestattet Innenaufnahmen zu machen, aber Außenaufnahmen sind möglich. Der Besuch ist für uns sehr interessant gewesen. Wir haben in den großzügigen gemütlichen Wohn- und Schlafräumen, Küche und das extravagante Bad mit eingeschlossen, jeden Moment erwartet, dass der Künstler uns persönlich begrüßt, so authentisch erschien uns alles. Hier blicke ich in das großzügige Esszimmer, in dem die Idee und Planungen für die Stiftung Fundacion Cesar Manrique in Tahiche entstanden sind.


Der Pool und und die schattige Terrasse laden zum Verweilen ein. Bekannte Designermöbel verpassen dem Ambiente einen modernen Touch. 


Der Bergort Haria wird auch Tal der tausend Palmen genannt. Auch Manrique liebte die Palmen auf seinem Grundstück. In Haria steht auch eine Palme auf seinem schlichten Grab.


Der Künstler verstarb 1992 bei einem Verkehrsunfall in der Nähe der Fundacion Cesar Manrique, seinem ehemaligen Wohnhaus. Sein Atelier soll seit seinem plötzlichen Tod nicht verändert worden sein und steht, wie sein letztes Wohnhaus, zur Besichtigung zur Verfügung.


Wie am Anfang schon erwähnt, war Manrique dem Tourismus gegenüber offen. So fand er Bauherren, die ein luxuriöses Hotel und eine dazugehörige Poolanlage nach seinen Vorstellungen und Plänen bauten. Natürlich haben wir dieses fünf Sterne Hotel Melia Salinas, erbaut in den 70er Jahren, gesucht und besichtigt. Es ist eine tolle Alternative zu unserem Schiff ;)


An der Poolanlage haben wir entspannt wegen der Hitze im Schatten ein Getränk genossen.


Ein weiteres Highlight für uns ist der erneute Besuch des Aussichtspunktes Mirador del Rio im Nordosten von Lanzarote mit grandiosem Ausblick auf die Insel La Graciosa. Auch dieses schlichte und in die Landschaft unauffällig integrierte Bauwerk stammt von Manrique.



Wir haben die vier Wochen auf Lanzarote sehr genossen. Die Insel gefällt uns gut, obwohl sie noch wenig bewachsen ist. Im Hafen von Arrecife haben wir gut und relativ günstig gelegen. Die Versorgungsmöglichkeiten sind perfekt. Wir kommen gern wieder!

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