Donnerstag, 20. Oktober 2022

Reparatur Bugschraube in Lagos

Wie im vorherigen Blogbeitrag geschrieben leckt Wasser an der Durchführung der Antriebswelle der Bugschraube ins Schiff, wenn diese benutzt wird. Dies ist offensichtlich seit längerem der Fall, denn im betreffenden Bereich der Bugschraube sieht es ziemlich gammelig aus. Ich habe zwar immer mal wieder etwas Wasser auf dem Flansch von dem Fundament mit der Antriebseinheit aufgewischt, habe dies jedoch einer undichten Verbindung dieser Bauteile zugeordnet, da es dort nass war.

Wellendurchführung
Leider hat sich die Planung bei Werners Segeltörn verändert, so dass er uns die Ersatzteile nicht nach Lagos mitbringen kann. Daher haben wir kurzfristig umgeplant, und er hat uns dankenswerter Weise die Teile per Express zum Marinabüro in Lagos geschickt. So können wir bereits drei Tage später das Paket im Marinabüro abholen.
Die erste Hürde ist genommen -
die Ersatzteile sind angekommen
Wir haben das Vorschiff komplett ausgeräumt und die Einbauten gegen harte Werkzeuge geschützt. Die Nacht vor dem Werfttermin haben wir dann im Salon geschlafen.
Freier Arbeitsplatz für den Mechaniker
Am 20.09.2022 haben wir 0900h einen Termin bei Sopromar, um den Häwelmann mit dem Travellift aus dem Wasser zu heben. 
Werftgelände von Sopromar,
mittig im Bild der Travellift und das Becken
Dies klappt auch mit ca. 30 Minuten Verspätung, da der Travellift erst noch repariert werden muss ....
Auf dem Weg zum Lagerbock
Noch wärend des Abstellens vom Häwelmann im Lagerbock kommt ein Mitarbeiter der Werft und stellt sich als Elektriker vor, der die Bugschraube reparieren soll. Elektriker??? Schnell ist geklärt, dass er diese Arbeiten macht, auch wenn es nach meinem Verständnis eine Mechanikerarbeit ist. Nach kurzer Klärung des Auftrags und dass alle Ersatzteile bei uns an Bord sind, verschwindet er erstmal für 1/2 Stunde, um dann mit Werkzeug wiederzukommen. 
Sicher im Lagerbock, auch wenn es
nur für einige Stunden ist
Nach der Untersuchung der "Operationsstelle" und Sichtung des Ersatzteilkits reift die Erkenntnis: Die Antriebseinheit ist mit dem Fundament im Boot verklebt (mit Sikaflex) und verbolzt, so dass diese ja gar nicht ausgebaut und in der Werkstatt repariert werden könnte. 
Oh Schreck - Wie erfolgt nun die Reparatur???
Welch ein Glück - Es kann keine neue Undichtigkeit produziert werden!!!
Ersatztteilkit
Also muss der Elektriker (wie von mir geplant) im Schiff arbeiten.
Nach dem Entfernen der Elektrik und des Motors ist die Wellendurchführung erreichbar.
Leckende Wellendurchführung
Die nächste Frage des Elektrikers lässt meine Zwiefel explosionsartig wieder aufflammen: Ob ich eine Anleitung zum Austausch der Welle und den Dichtungen hätte?
Zwar hatte ich diese schon vor Wochen an Sopromar geschickt, doch ist sie nicht weitergeleitet worden. Nach zweimaligem Zumailen an die persönliche Mailadresse des Elektrikers kommt dieser mit einem Ausdruck an - und liest diesen erstmal(s) durch. Danach macht er sich ans Werk und für die nächsten Stunden ist er gut beschäftigt.

Da die Arbeiten an der Bugschraube nun laufen, nutzen Barbara und ich die Gelegenheit und reinigen das Unterwasserschiff. Trotz längerer Liegezeiten und zwei Monaten Mittelmeer (warmes Wasser, starker Bewuchsdruck) langt es, das Antifouling mit einem Feudel abzuwischen. Dabei kann ich gleich feststellen, dass die Reparatur der Beschichtung am Kiel, die ich im Frühjahr erneuert habe, gut hält.
Reparierter Kiel mit leichtem Biofilm
Muschelbewuchs in Rumpfdurchführung
Der Propeller bekommt eine intensive Reinigung, wird mit metallfreiem Antifouling neu beschichtet, ebenso wie der Saildrive. Auch die Zinkanoden werden ausgetauscht.
vorher
nachher
Die neuen Dichtungen, Lager und die Antriebswelle sind inzwischen eingebaut. Es fehlen noch die Montage des Elektromotors und der Stromanschluss.
Alles ist gesäubert, die Welle mit Dichtungen
und Lagern ist eingebaut
Gegen 1600h ist dann alles fertig.
Ausgefahrene Bugschraube
Der Travellift ist  frei und bringt den Häwelmann ohne weitere Wartezeiten wieder ins Wasser. Der erste Blick gilt natürlich der Reparatur - ist wirklich alles dicht? Die Bugschraube wird betätigt und die Reparaturstelle gecheckt - alles dicht! 

Freitag, 14. Oktober 2022

Von Gibraltar bis Lagos

Gibraltar - Lagos 244,5 nm
gesamt 3. Sabbatical 886,7 nm 
seit Start in Hamburg insgesamt 6.936,5 nm 


Freitag, 12.08.2022
Alcaides Marina/La Linea - Barbate, 36,7 nm
Wir legen morgens um 0830h in der Alcaidesa Marina ab, da wir mit zunächst flauen Winden rechnen und die auslaufende Strömung nutzen wollen. Um 1120h nach ca. 15 nm haben wir Tarifa erreicht und damit die engste Stelle der Straße von Gibraltar. Erwartungsgemäß briest der Wind zügig auf NE 3-4 Bft. auf, so dass wir nur unter Genua an Tarifa vorbeisegeln und in den Atlantik einbiegen. Bereits 20 Minuten später weht der NE-Wind uns mit 5-6 Bft. weiter Richtung Atlantik - typischer Düseneffekt in dieser Gegend. So segeln wir bei frischem Wind weiter entlang der spanischen Küste, bis wir um 1430h den Hafen von Barbate erreichen.
Wolken über dem Affenfelsen
Blick auf die Hafenanlagen im Morgendunst
"Schiebeströmung" - 9,4 kn über Grund
(Sorry Barbara - es bleibt dabei, die Strömung läuft
mit uns und schiebt uns in Richtung Atlantik)
Wir sind durch - Atlantik erreicht
Wanderdüne Valdevaqueros
Trafalgar
Fast leerer Hafen von Barbate ...
... mit hohen Betonmauern


Montag, 15.08.2022
Barbate - Rota, 44,1 nm
Der Hafen von Barbate ist groß und unpersönlich, der Weg in den Ort relativ weit und so bleiben wir nur kurz, bis wir den richtigen Wind zum Weitersegeln haben. Bei zunächst drehenden Winden, später W 3 Bft., verlassen wir den Hafen. Der auflandige Wind in Verbindung mit relativ geringer Wasserteife von um 20 Metern sorgt für Wellengang unter der Küste, den Barbaras Magen leider nicht so gut findet. Daher verabschiedet sie sich in die Koje - und wird für Stunden nicht mehr gesehen. Um 1220h runden wir nach 10,7 nm das geschichtsträchtige Kap Trafalgar in gebührlichem Abstand zu den vorgelagerten Felsen. Der weitere Segeltag vergeht ruhig mit schönen Ausblicken auf die Küste und später die Stadt Cadiz, bis wir in die Marina von Rota einlaufen.
Segeln entlang der spanischen Atlantikküste
Blick auf Cadiz
Festungsanlagen von Cadiz
Ausflug nach Cadiz:
Stadtbild
Botanischer Garten
Botanischer Garten
Alter mächtiger Gummibaum
 Einer von vielen schönen Plätzen in Cadiz
Teil der kilometerlangen Promenade
Stadtstrand
Glasmalerei - bei entsprechender Perspektive spielt das Kind am Strand


Freitag, 19.08.2022
Rota - Chipiona, 16,0 nm
Es ist ein überwiegend flauer, sonniger Tag. Wir wollen "Tapetenwechsel" und legen die kurze Strecke nach Chipiona unter Motor zurück. Die Hafentage in Chipiona verbringen wir mit Gängen durch den Ort und einem längeren Ausflug nach San Luca de Barrameda 
Zunächst starten wir guten Mutes zu Fuß, doch nach gut eineinhalb Stunden müssten wir die restlichen Kilometer an der Hauptstraße entlanggehen. Dies gefällt uns eigentlich nicht so gut und an einer Straßenkreuzung beraten wir, wie es weitergehen soll. Bei unserem Rundblick entdeckt Barbara eine Bushaltestelle. Lt. Fahrplan soll der nächste Bus in 15 Minuten kommen. Wir warten .... und tatsächlich biegt er pünktlich um die Ecke und bringt uns nach San Luca. 
Strand von Chipiona am Tag ...
... und bei Nacht
Nachtrag: Die Orcazeit ist in der Gegend, wo wir uns zzt. aufhalten, -eigentlich- vorbei. Sie sind jetzt dem Thunfisch weiter nach Norden gefolgt. Wir stellen einige Tage später fest, dass es am selben Tag eine Attacke gegeben hat. Zum Glück war diese weit genug von uns entfernt:
Foto von orcaiberica.com
Angriffe von Orcas hinterlassen an Yachten beträchtliche Schäden. Die folgenden Bilder stammen von Anfang Oktober d.J. Es sind zum Glück nur Ruderblätter beschädigt. Weitere Schäden an Kiel und Rumpf hatten die Schiffe nicht. Allerdings sind auch schon Yachten nach Orca-Angriffen untergegangen.
Ruderblatt einer Grand Soleil 38. Angriff 3 nm vor Lagos.
Ruderschaft verbogen,
Metall-Verstärkungen abgerissen.
Ruderblatt einer Sun Odysee 36
Ruderblatt Sun Odysee 36 - vielleicht mit Sollbruchstelle?


Dienstag, 23.08.2022
Chipiano - Ayamonte, 56,8 nm
Bei zunächst frischem Wind aus S-SW verlassen wir Chipiona und setzen die Segel. Es folgen fünf Stunden herrliches Segeln, bevor gegen 1430h der Wind soweit abnimmt, dass wir für die noch vor uns liegenden 22 nm den Motor zur Hilfe nehmen, um noch bei Helligkeit Ayamonte zu erreichen. Zu früh wollen wir allerdings auch nicht dort sein, weil die Barre vor der Flussmündung bei Niedrigwasser für uns nicht zu passieren wäre. So sind wir um 2035h fest in Ayamonte und erreichen sogar noch einen Marinero, um eine Karte für den Zugang zu den Pontons/Liegeplätzen und zur Dusche zu bekommen.
Barbara hört nach dem Anlegen im Salon einen Piepton, der zunächst nicht zuzuordnen ist. Die weitere Suche ergibt, dass der Wassermelder unter den Vorschiffskojen alarmiert. Die übliche Geschmacksprobe stellt klar: Es handelt sich um Salzwasser! In den nächsten Tagen finden wir eine Leckstelle an der Durchführung der Antriebswelle der Bugschraube. Sie leckt nur beim Betrieb. Also werden wir bei den folgenden Hafenmanövern auf die Bugschraube verzichten - ging ja früher auch ohne Bugschraube. Weitere Recherchen führen uns zu der Erkenntnis: Das Teil muss ausgetauscht werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Der Häwelmann muss dazu aus dem Wasser gehoben und an Land gestellt werden. Ferner benötigen wir einen guten Mechniker. Das Ergebnis unserer Diskussionen ist:
>> Ersatzteil in Deutschland bestellen.
>> Wir bekommen den letzten Service-Kit aus dem Regal. Die Lieferzeit betrüge sonst zzt. ca. acht Wochen.
>> Einbauanleitungen besorgen (pdf's vom Generalvertreter in Großenaspe bei Kiel).
>> Wir segeln nach Lagos, wo mit Sopromar ein geeigneter Werftbetrieb ansässig ist. Auf der Web-Seite wird auch für den Einbau von SidePower Bugschrauben (unser Fabrikat) geworben.
>> Freund Werner will ab 10.09.22 zwei Wochen mit dem Clubschiff des Kieler Yacht Club von Lissabon ins Mittelmeer segeln. 
>> Lagos ist als eine Station geplant. Er bietet an, das Ersatzteil mitzubringen und wir nehmen es in Lagos entgegen.
>> Die Bugschraube wird in Lagos bei Sorpomar repariert (sollte an einem Tag erledigt sein).
>> Per Mail Kontakt mit Sorpomar aufnehmen, um Reparatur etc. vorzubereiten.
Über die Reparatur folgt ein gesonderter Blogbeitrag.
Einfaht in den Ria Guadiana ca. eine Stunde nach Niedrigwasser
Marina von Ayamonte
Waschtag
Neue Flaniermeile in Ayamonte entlang des Ria Guadiana
Platz mit Restaurants und beliebter Familientreff
Erster Eindruck der
Wellendurchführung der Bugschraube


Freitag, 26.08.2022
Ayamonte - Ria Formosa/Culatra, 43,8 nm
Ein sonniger warmer Tag mit leichten Winden aus westlichen Richtungen. Wir kreuzen den ganzen Tag unter der Küste entlang, so dass aus den rd. 25nm direkten Weg Ayamonte - Ria Formosa insgesamt 43,8nm werden. Abenteuerlich ist diesmal die Einfahrt in den Ria, da das ablaufende Wasser noch erhebliche Verwirbelungen und Strudel (Eddys) sowie Wellen verursacht. 
Tipp: In einer solchen Konstellation ist es hilfreich, sich jeweils an der Innenseite eines gewundenen Fahrwassers zu halten, ggf. sogar außerhalb der Betonnung, wenn es dort tief genug ist. Hier ist weniger Strömung und somit ruhigeres Wasser.
Ein herrlicher Segeltag endet, als sich um 2045h der Anker in den Grund vor dem Inselort Culatra eingräbt.
Einfahrt in den Ria Formosa nach Culatra

Die weiteren Segeltage verlaufen ähnlich - schwacher bis mäßiger Wind aus drehenden Richtungen, Sonne und Wärme. Regelmäßig kontrollieren wir, ob sich unter den Vorschiffskojen Wasser sammelt. Zum Glück bleibt es trocken. Wir lassen uns Zeit, denn es langt, Ende der zweiten Septemberwoche in Lagos zu sein. Eine entsprechende Reservierung bei der Marina Lagos ist erfolgreich. Sorpomar hat zwischenzeitlich mitgeteilt, dass sie die Reparatur der Bugschraube ausführen können. Die Vorbereitungen laufen gut.
Montag, 05.09.2022
Ria Formosa/Culatra - Albufeira, 23,9 nm
Hafeneinfaht nach Albufeira durch einen in die
Felsen gesprengten Kanal
Donnerstag, 08.09.2022
Albufeira - Lagos, 23,2 nm