Sonntag, 11. Juli 2021

Wieder zu Hause

Am Montag, 05.07.2021, um 1800h startet unser Flug nach Hamburg in Faro. Wir haben genügend Zeit für ein Frühstück im Hotel Afonso III, packen unsere Reisetaschen und lagern sie im Hotel ein. Ein letztes Mal gehen wir zum Häwelmann und schauen, ob wirklich alles ok ist. Zu recht, wie sich herausstellen soll, denn ich hatte am Vorabend das Luk über den Vorschiffskojen nicht geschlossen. Wegen der hohen Temperaturen und der steigenden Inzidenzen bleiben wir einige Stunden gemütlich im Schatten an Bord. Der Ausflug durch Faro fällt aus. 

Unsere Nachbarn auf dem Hardstand aus Murnau (rotes Schiff) ...


... bieten an, uns mit ihrem Leihwagen zum Flughafen zu bringen. Wir nehmen das gern an und verschnüren den Häwelmann.


Der Flughafen ist ziemlich leer.


Wir wechseln noch schnell in die langen Hosen (gegen die erwartete Kälte zu Hause, es sollen nur um 20° sein) und freuen uns darüber, dass die Schlange am Schalter zum Einchecken so kurz ist.


Es werden die elektronische Einreiseanmeldung und das negative Testergebnis geprüft. Erst dann bekommen wir unsere Bordkarten. Später im Flugzeug sehen wir den Grund für die kurze Warteschlange: Wir sind im A 320 mit 20 Fluggästen nach Hamburg unterwegs.



Der Flugkapitän meldet sich wie üblich und ergänzt, dass wir 45 Minuten früher in Hamburg ankommen werden - Rückenwind sowie wenige Passagiere und Gepäck machen's möglich. Ein letzter Blick auf Faro und den Hardstand ...

 
... und wir heben ab. Wir genießen die Aussicht über den Ria Formosa. Gut zu erkennen sind die Einfahrt und das sich verzweigende Gewässer.


Einige Stunden später schweben wir über die Elbe in Höhe von Stade Richtung Hamburg. Sehr gut zu sehen sind die Sände links und rechts des Hauptfahrwassers:
>> Unten im Bild "Pagensand", links davon das Nebenfahrwasser.
>> Darüber die Halbinsel (Durchfahrt beim Leuchttunrm "Kleiner Kohn" nur teilweise zu erkennen) das "Haseldorfer Elbvorland", links davon die "Haseldorfer Binnenelbe".
>> Oberhalb davon "Lühesand" mit den Hochspannungsmasten auf dem Sand und dem Schleswig-Holsteiner Ufer, gebaut in den 60er-Jahren, um den Strom vom inzwischen stillgelegten ältesten Atomkraftwerk Deutschlands in "Stadersand" zu verteilen.
>> Unterhalb der äußeren Düse die Inselkette "Schweinesand - Hans-Kalb-Sand - Neßsand", die sich von Wedel bis Blankenese ersteckt. Ausschließlich Naturschutzgebiet - bis auf die kleine südlich gelegene Gefängnisinsel "Hanöversand".


Lea holt uns vom Flughafen ab und kutschiert uns routiniert nach Hause. 


Unser Fazit nach einem Jahr Seglerleben während Corona-Pandemie:
Wir haben Regionen mit niegrigem Infektionsgeschehen gezielt ausgesucht und besucht. Wir hatten Einschränkungen durch frühere Schließzeiten von Restaurants und auch mal Ausgangsbeschränkungen. Masketragen war selbstverständlich und wurde ernst genommen. Wir haben uns darauf eingestellt und verschiedene Vorsichtsmaßnahmen nicht als wirklich erhebliche Einschränkung empfunden. Allerdings sind wir auf unserem Segelboot auch recht autark und können die Intensität von Außenkontakten selbst bestimmen. Dies führte z.B. dazu, dass wir Treffen mit anderen Seglern überwiegend im Cockpit oder an Land abhielten. Das ist bei dem warmen trockenen Wetter auch problemlos. Das warme Wetter ermöglicht sowieso, überwiegend draußen zu leben. Innenbereiche von Restaurants müssen nicht aufgesucht werden. Geschlossene Räume werden nur beim Einkaufen betreten. Besichtigungen z.B. und Museums- oder Ausstellungsbesuche entfallen. Insbesondere auf Porto Santo und Madeira waren die (kostenfreien) Tests sehr hilfreich, dass wir uns sicher fühlten und relativ frei bewegen konnten. Ähnlich haben wir die Situation auf La Gomera, La Palma und El Hierro erlebt.  Die pauschale undifferenzierte Einstufung von ganzen Ländern hinsichtlich der Risikosituation hat uns sehr verwundert, da wir vor Ort Vieles anders erlebt haben, bis hin zu Inzidenzen von Null auf El Hierro, das aber wegen seiner Zugehörigkeit zu Spanien als Risikogebiet eingestuft war.

Seglerisch haben wir die spanische Atlantikküste mit Andalusien ausgelassen, da wir nicht das Risiko eingehen wollten, evtl. von dort nicht zurück nach Portugal und damit nach Madeira und später weiter auf die Kanaren zu dürfen. Den Plan, das Mittelmeer zu erkunden, haben wir recht früh auf das nächste Sabbatical verschoben. Wie in den Blogbeiträgen beschrieben haben uns insbesondere La Palma und El Hierro mit ihrer Natur besonders gut gefallen. Wir haben in diesem Sabbatical längere Liegezeiten in Marinas gehabt, bis zu neun Wochen. Somit sind wir in das Inselleben eingetaucht, wie es sonst bei üblichen Rundreisen kaum umgesetzt wird. Dies hat uns Corona ermöglicht - ein positiver Effekt. Unser Häwelmann hat uns auch während dieser Reise erneut keine Probleme bereitet. Verschleiß wie ein gerissenes Fall oder schwächelnde Versorgungsakkus kommt vor, ist aber kein echtes Problem.

Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit unserem persönlichen Coronajahr und haben das gute Gefühl, daraus verantwortungsbewusst das Beste gemacht zu haben. 

Dieser Blog ruht nun für die nächsten Monate, bis es mit der dritten Sabbaticalreise weitergeht.

Donnerstag, 8. Juli 2021

Corona erfolgreich umschifft

Olhao - Faro 10,2 nm 
gesamt 2. Sabbatical 2.076,4 nm 
seit Start in Hamburg insgesamt 6.050,1 nm 





Die Marina ist in den letzten zwei Jahren erheblich modernisiert worden und ist nun interessiert an Gastliegern. Wir haben genug Platz, um unsere Vorbereitungen für den Hardstand zu machen.


Unserem Liegeplatz gegenüber ist die Tankstelle. Diese ist stark besucht, da auch alle kleinen Fischerboote und Wassertaxis hierherkommen. Eine Bootsvermietung verleiht Motorboote  - leider auch an Unfähige, so dass einer uns mit Schwung in die Kante am Heck fährt. Seine Fähigkeiten waren so gering, dass er am liebsten nicht einmal angelegt hätte, um seinen Pass und Führerschein vorzulegen. Darüberhinaus bat er mich dann, ich solle doch der Vermietung Bescheid sagen, die sich um alles Weitere kümmere. Klare Ansage: Das ist sein Job. Bis er den nicht erledigt hat, bekommt er seine Papiere nicht wieder. Zustimmung vom Marinero, der den Vorgang beobachtet hat.


So haben wir noch eine professeionelle Politur eines Teils des Hecks bekommen.

Der Blick vom Hafen aus in die Lagune erinnert insbesondere bei Niedrigwasser an die Elbe mit Schlick- und Sandbänken sowie betonnten Fahrwassern.



Die Tage in "Olhao" vergehen mit Bootsarbeiten. Immerhin haben wir ein Jahr ununterbrochen an Bord gewohnt. Sonne und Salz haben doch einen stärkeren Einfluss auf das Material, so dass wir vor dem "Einwintern" innen und außen alles intensiv pflegen, Persenninge, Segel und Leinen waschen, Beschläge putzen und abbauen, das gesamte Schiff von außen entsalzen und entsanden, ... Alles weiße GFK oberhalb der Wasserlinie habe ich in den vergangenen Wochen bereits poliert und mit Versiegelung geschützt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir nach so intensiver Nachbereitung und gepflegtem Verlassen des Häwelmann diesen zum Beginn der nächsten Sabbaticalreise gleich in Betrieb nehmen können.





Vom netten Ort bekommen wir leider wenig mit, da uns die Zeit doch etwas im Nacken sitzt.






Am Montag, 28.06.2021, verlassen wir um 1440h den Liegeplatz in "Olhao", da wir gegen 1700h an Tonne 23 mit dem Werftmitarbeiter verabredet sind, der uns durch das unbetonne und nur teilweise mit Pricken versehene Fahrwasser zum Travellift leitet. Bis zur Einfahrt haben wir das auflaufende Wasser gegenan und kommen entsprechend langsam voran.



Ab der Einfahrt in den Ria Formosa bis zur Werft schiebt uns das auflaufende Wasser und wir kommen entsprechend schneller vorwärts. Das kleine offene Motorboot wartet schon auf uns.


Barbara steuert gekonnt dem Leitboot hinterher, so dass ich letzte Vorbereitungen an Deck zum Aufkranen mache.


Schnell kommen Faro und der Hardstand in Sicht.


Wir bugsieren gleich rückwärts in das Becken unter dem bereitstehenden Travellift und wenige Minuten später hängt der Häwelmann bereits in den Gurten und wird angehoben.


Das Unterwasserschiff lassen wir wieder mit dem Hochdruckstrahler säubern. Das Antifouling hat gut gewirkt, auch wenn zu berücksichtigen ist, dass wir für das verwendete Selfpolishing-Antifouling (Bewuchs schleift sich beim Segeln ab) eigentlich zu wenig gesegelt sind.


Anders sah da schon der Propeller aus, auf dem die Spezialfarbe erneut nicht gehalten hat. Sie ist fast vollständig abgewaschen und der Prop entsprechend bewachsen. Anzumerken ist allerdings, dass der Faltmechanismus in dem gesamten Jahr niemals beeinträchtigt gewesen ist. Bei dem Prop ist die Verzahnung der drei Flügel abgedeckt, so dass sich dort kein Bewuchs festsetzen kann.


Es ist spät geworden. Nachdem der Häwelmann an Land im Travellift hängt, wird bei Hochwasser noch schnell ein Schiff zu Wasser gelassen. Daher bleiben wir über Nacht im Travellift hängen und haben beste Aussicht über die Lagune - und leichtes Schaukeln zum Einschlafen ...


Am nächsten Morgen werden wir bereits um 0630h -noch in der Koje liegend- mit dem Travellift über's Gelände gefahren. Wir schauen erschreckt aus der Luke. Der Werftmitarbeiter entschuldigt sich, er müsse eben ein Schiff zu Wasser bringen und wir stünden im Weg. Na ja, wo wir schon wach sind, können wir ja erstmal in Ruhe unseren Morgenkaffee trinken und den Ausblick genießen.


Im Laufe des Vormittags wird der Häwelmann an seinen Platz ins Gestell gesetzt.



Alle Arbeiten weden sehr sorgfältig erledigt und der Captain immer gefragt, ob das so in Ordnung sei. Am liebsen hört man "ja" und bei Änderungswünschen wird dann schon mal diskutiert und man muss sich ggf. durchsetzen.


Bei Temperaturen bis 30° im Schatten, der auf dem Hardstand allerdings kaum zu finden ist, 
gehen für uns die "Winterlagerarbeiten" weiter. Wir haben uns an den Sommer gut gewöhnt und kommen mit viel Wasser trinken auch mit den hohen Temperaturen relativ gut zurecht.



Allerdings ziehen wir im Laufe des Nachmittags in ein einfaches Hotel um, nur wenige Minuten zu Fuß vom Hardstand entfernt. Dort haben wir ein Bett, welches ohne Klettern auf der Leiter erreichbar ist, eine Dusche und eine Klimaanlage sowie einen tollen Blick über die Lagune vor Faro bis hinaus auf den Atlantik.


Nach intensiver Nutzung sind unsere Versorgungsakkus leider am Ende und müssen von Bord. Ich möchte die alten Akkus nicht monatelang ohne Aufsicht im Schiff stehen haben. 


Bei einem Gewicht von rd. 32 kg je Akku sind wir froh, dass wir eine Talje am Großbaum anbringen können und die Akkus gleich in einen bei der Werft geliehenen Einkaufswagen hieven. Die Entsorgung übernimmt die Werft.





Am Sonnabend, 03.07.2021, fahren wir morgens zum Flughafen und lassen einen Corona-Test machen. Das negative Testergebnis ist Voraussetzung für den Heimflug. Es klappt sehr zügig und professionell. Einschließlich Wegezeiten sind wir in gut einer Stunde zurück.




Auch in Faro kann es im Winter mal regnen. Durch den durchgesteckten Mast läuft leicht  etwas Wasser in die Bilge. Daher werden die Fallöffnungen abgeklebt.


Letzlich werden das Deck und der Aufbau mit einer UV-Schutzplane abgedeckt, die auch etwas Staub auffängt.



So verpackt, lassen wir den Häwelmann in Faro mit einem guten Gefühl zurück.