Sonntag, 22. April 2018

Wie war das noch? Oder auch: Operation gelungen!

Barbara und ich haben am Sonnabend, 14.04.18, den Mast aus dem Lager geholt. Das gesamte Paket (Mast, Rod-Stagen -massive Nirostastangen-, Vorsegelrollprofil) waren von uns im Herbst gesäubert und konserviert gut verpackt eingelagert worden, so dass wir alles mit Hilfe von Taljen auf eine einachsige Karre legen und diese ganz einfach auf die Wiese fahren konnten.

Da liegen nun 18 m Alurohr auf dem Rasen, davon verschwinden 2 m im Schiff, da der Mast auf dem Kiel steht. Mein Auto ist schon seit Wochen ein Werkstattwagen. Derzeit befinden sich darin alle Teile, die am Mast angebaut werden müssen. Ziel: wenn kein Teil mehr übrig ist, ist der Mast fertig aufgetakelt, d.h. alle Rods, Leinen, Beschläge u.s.w. sind angebracht, so dass der Mast fest mit dem Schiff verbunden werden kann. Dieser Teil der Vorbereitung der OP ist am Montag, 16.04.18, nachmittags abgeschlossen. Das Auto ist leer, es ist nichts übrig geblieben. Da ich durch "Nichtaufschreiben" mein Gehirn trainiere (eine klasse Umschreibung für Faulheit, oder?), kann ich nun feststellen: es funktioniert noch!


Bei aller Liebe zum Federvieh - auf dem Ausleger für die Windrichtungsanzeige und dem Messrad für die Windgeschwindigkeit haben diese nichts zu suchen. Erstens sch...en sie von dort auf's Schiff und zweitens beschädigen sie die Anlage. Daher ist noch eine Vogelverschreckung auf dem Ausleger montiert:


Kabelbinder - nur die schwarzen sind UV-beständig!

Warum eigentlich OP? Zum Mastsetzen am Montag Vormittag, 16.04.18 bei Niedrigwasser (der Kran ist sonst nicht hoch genug, um den Mast erst senkrecht über's Schiff zu heben und ihn dann im Schiff zu versenken, obwohl er nur etwas oberhalb des Schwerpunktes am Kranhaken mit einem Gurt eingehängt wird. Da helfen rd. 3,5 Meter Tiedenhub in Wedel und erhöhen den Mastkran sozusagen um den Tiedenhub. Helfer, auch der Chef persönlich, von einer kleinen feinen Holzbootwerft in Wedel sind zum Mastsetzen engagiert. Der Chef bringt eine grüne Plane mit, deren Rückseite weiß (!!!) wattiert und abgesteppt ist. Diese ist ca. 3x2 Meter groß, in der Mitte mit einem Loch versehen, einseitig geteilt und mit Klett zu verschließen. Die Plane wird auf dem Kajütdach ausgebreitet, das Loch für die OP "Mast ins Schiff stecken" wird um die Decksdurchführung herum drapiert. Auf meinen verwunderten Blick die Antwort: "Die Wantenspanner und Werkzeug etc. kratzen immer so auf dem feinen Kajütdach. Daher diese Lösung, um problemlos arbeiten zu können." Diese Einstellung und solchen Service schätze ich natürlich besonders. Da ich selbst zu beschäftigt war, habe ich leider kein Foto machen können. Also: keine Werftspionage. Innerhalb von gut 30 Min. war die OP total problemlos erfolgreich abgeschlossen: Der Mast steht im Schiff und ist nach allen seiten abgespannt, so dass er nicht umfallen kann.

Da die Werftcrew und ich uns schon seit vielen Jahren kennen, habe ich mich dann erstmal für längere Zeit verabschiedet mit dem Hinweis, dass wir wiederkommen werden.

Einmal mehr die Reaktion: "Ihr macht das richtig!" ... auch vom Azubi ...

Die folgenden Tage bei herrlichem Sonnenschein, Flaute und Temperaturen um 25° habe ich damit verbracht, aus dem Rumpf mit einem darin stehendem Mast einen segelfertigen Häwelmann zu machen. Also: Blöcke anschrauben, alle Leinen in deren Führungen einfädeln und bis ins Cockpt durchziehen, Großbaum einhängen, ..., und erstmals:
Sicherung von Schäkeln mit ...Kabelbindern!


Dann brauchen wir nur noch die Segel. Aufmerksamen Betrachtern wird auffallen, dass noch kein Vorsegel vorbereitet ist. Beim Zusammenlegen der Segel im Herbst habe ich das Vorsegel offensichtlich nur von einer Seite geprüft. Jedenfalls sind auf den oberen gut 3 Metern fast alle Nähte durchgescheuert, was tatsächlich nur auf einer Seite zu sehen ist. Also heißt es, Montag einen flexiblen Segelmacher zu finden, der uns weiterhilft.


Einige werden sicher beim Betrachten des Bildes noch ewas vermissen: die Rettungsinsel. So ein gutes Stück, was wir hoffentlich nie benötigen werden, wiegt über 40 kg und muss im Notfall leicht über Bord geworfen werden können. Damit ist klar: Hier sind wiedersprüchliche Anforderungen zu erfüllen. Da wir keinen PLatz haben, um diese in einem veschlossenen speziellen Stauraum unterzubringen, muss dafür noch eine Halterung auf dem Kajütdach hinter dem Mast verbolzt werden. Der Vorteil ist, dass sie im Notfall per Fußtritt über Bord expediert wird. Also, mal wieder das komplette Werkezug 'rausholen und die Innenverkleidung der Kajütdecke entfernen.


Auf den ersten Blick kein Problem, da alle Schrauben gut zugänglich sind. Einige längere Kanten sind allerdings über mehrere Meter hinter andere Verkleidungen gesteckt, so dass letzlich doch alles auseinandergabeut werden muss. Backbord klappt das auch ganz gut. An Steuerbord ist das Deckenpaneel mit der senkrechten Stütze verklebt und nicht zu entfernen. Da die Montagestellen aber mit einigen Verrenkungen von innen zugänglich sind, lassen wir es so. Die Vorschiffskojen sind nun Holzlager.

Freitag, 13. April 2018

Freitag der 13.

Freitag der 13. ! Was für ein Glückstag.

Nach monatelangen kalten und nassen Tagen und unendlich vielen Stunden von normaler Instandhaltung und Ausrüstung für die kommende Reise in einer ebensolchen Bootslagerhalle im Hamburger Yachthafen in Wedel beginnt nun endlich die Segelsaison.


Krantermin ist um 1600 Uhr. Das heißt, um 1600 Uhr käme der Hubwagen und würde den Häwelmann aus der Halle holen. Da heute alles so professionell von den Hafenmeistern abgearbeitet wurde, sind wir bereits um 1530 h dran.


Er? Schiffe sind doch weiblich! Stimmt - aber im Märchen von Theodor Storm ist es der kleine Häwelmann. Daher bleiben wir dabei.

Der Kran (noch aus VEB-Zeiten) hat mit 15 Tonnen ca. die doppelte Traglast wie das stattliche Gewicht vom Häwelmann ist. Dementsprechend sind die Traverse und die Gurte ausgelegt.


Natürlich müssen vor dem Einwassern noch die Stellen mit Antifouling gestrichen werden, an die wir im Winterlager nicht herangekommen sind. Der Häwelmann steht auf dem Kiel und wird im Gestell mit seitlichen Stützen abgefangen. Diese kann man paarweise wegnehmen und darunter streichen. Die sogenannte Kielsohle jedoch bekommt erst das Anitfouling, wenn das Schiff im Kran hängt.


Für uns bedeutet das heute, um 1600 Uhr schwimmt der Häwelmann bereits.


Allesklappt wie am Schnürchen, der Motor springt nach 6 Monaten Winterschlaf auf Knopfdruck an und schmeißt das Kühlwasser aus dem Auspuff. Nach kurzer Aufweck- und Warmlaufphase können wir an unseren Liegepatz fahren.

Erstamls dreht sich mit dem Propeller der neuen Tauwerkschneider. Wie versprochen ist von der Neuerung nichts zu spüren. Hoffentlich versieht er bei Bedarf ebenso klaglos seinen Dienst und säbelt alles klein, was nicht in den Propeller gehört.


Selbst die Manöver klappen nach so langer Abstinenz noch.


Ein gutes Zeichen für die Saison - eben Freitag der 13.