Portosin – Muros, 5,4 sm, gesamt 1.319,9sm
Der 19.97.2019 war mein großer Ab- und Anreisetag. Nach zwei Monaten würde ich endlich Ove wiedersehen und endgültig für ein Jahr auf dem Häwelmann einziehen. Was für eine tolle Vorstellung...
Aber zuerst hieß es zu Hause vieles Regeln, Packen, den herrlichen Sommer am Strand genießen und Abschied von Freunden nehmen. Ich glaube, ich habe das mit dem Genießen und den Abschieden zu intensiv betrieben. Denn am Morgen der Abreise wurde die Zeit so knapp, dass ich fast panische Schnappatmung bekam. Um 0830h würde mich der „Kielexx“ abholen und zum Flughafen nach Hamburg bringen. Es war 0730h als ich feststellte, dass meine Girokarte weg war. Ich konnte nicht klar denken und riss meine Freundin Elke telefonisch aus dem Schlaf. Mit ihren beruhigenden Worten ließ ich den gestrigen Tag Revue passieren. Das war´s! Ich hatte abends noch ein Paket nach Canada aufgegeben für unser neues Familienmitglied Melody Ember. Das Porto musste ich mit Karte bezahlen und in der Hektik ließ ich die Karte zurück. Ich stürzte zum Auto und fuhr zur Post. Geschlossen! Davor gab es einen Kiosk. Der Dame klagte ich mein Leid, und nach kurzem Suchen fragte sie meine Daten ab und konnte mir das gute Stück überreichen. Was für ein Glück!!
Jetzt schnell mit dem Koffer auf die Personenwaage, 4,5 Kilo Übergewicht! Ich verfluchte die Mengen an Ersatzteilen, musste ich jetzt doch die vielen schönen Abschiedsgeschenke wieder ausräumen... ein tolles Kochbuch mit Schürze, letztere ließ ich drin, Honiggläser ‘raus, Kekse ‘raus, Schutzengelbüchlein ‘raus, Schutzengel klein von meinen Kolleginnen musste aus Sicherheitsgründen drin bleiben, der USB-Stick von Tina und Güni auch.... Wieder auf die Waage: 1,5kg Übergewicht, egal, Koffer zu und... es klingelt, das Taxi ist da!
Ich raste durch die Wohnung, schloss Fenster, sah die Reste des Kühlschrankinhalts etc., egal ich musste los! Die arme Elke, die die Restarbeiten übernehmen musste... Aber dafür hatten wir Zwei mit Freda und Ulrike noch viel Spaß am Tag davor...
Nun ging erstmal alles sehr entspannt weiter. Ich konnte ,,‘runterfahren“, in Fuhlsbüttel vor der Gepäckaufgabe noch etwas trinken. Das Übergewicht des Gepäcks wurde ohne Mehrkosten genehmigt - geht doch! Am Gate saß ich entspannt und wartete auf den Abflug nach Lissabon. Startverschiebung! Ich mache es kurz, schlussendlich waren es zwei Stunden. Meinen Anschlussflieger nach Porto konnte ich vergessen. Elkes sms: ,,Heute ist der Wurm drin“, sagte alles. Im Flieger lernte ich eine Portugiesin kennen, die auch nach Porto wollte. Sie erfuhr, dass wir auf den 2230h Flieger umgebucht worden sind. Was ist mit meinem Mietwagen in Porto? Ich müsste noch ca. 3 Stunden Richtung Norden nach Spanien fahren... Natalia zeigte sich freundlich empört bei der Landung, griff unsere beiden neuen Boardingcards und rannte mit mir los, natürlich bis ganz ans andere Ende des Flughafens zu den Gates nach Porto. Ich glaube mit ihrem Charme und ihrer Attraktivität ergatterte sie zwei Plätze im 1900h Flieger. Mein Gepäck, unsere Ersatzteile könnte ich wohl erst einmal abschreiben bei diesem Chaos. Natürlich machte Natalia auch darauf aufmerksam. Fast alle Flieger hatten an diesem Tag in Lissabon Verspätung, Management-Fehler hieß es. Egal! Wir saßen in einer Propellermaschine und wieder eine Stunde Startverschiebung. Dann endlich ging es los und kurze Zeit später waren wir in Porto. Mit Drücken und Küsschen verabschiedete ich mich von Natalia mit dem Versprechen sie in Porto im Hafen zu uns aufs Boot zum Sundowner einzuladen. Sie managed in Porto ein Wellness-Hotel. Etwas pessimistisch stellte ich mich an das Gepäckband- der dritte Koffer war meiner! Danke an alle Schutzengel!
Nun noch zu Europcar das Auto holen, das Navigerät programmieren und ab auf die Autobahn, die mir nun fast ganz alleine gehörte. Die Jungs an Bord waren immer informiert und wollten wachbleiben. Nach einer dreistündigen Fahrt durch bergige und kurvige Landschaften erreichte ich ohne Probleme den spanischen Hafen in Portosin.
Ich hatte es geschafft und wurde nachts um 0200h freudig an Bord willkommen geheißen.
1. Bordtag, 20.07.2018
Lange ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt, geklönt, aus- und eingpackt... und das Seglerpaar Andrea und Andreas aus Deutschland kennen gelernt. Da wir ja noch das Auto hatten, wollten wir zum Supermarkt fahren und vor allen Dingen Selters einkaufen. Natürlich brachten wir auch Andrea und Andreas die gewünschten 18 Flaschen mit. Nach einem Spaziergang ging es in ein Fischlokal am Fischereihafen. Der Abend war durch die frische Atlantikbrise sehr angenehm, das Essen war super lecker und der Abschiedswein wurde reichlich nachgeschenkt. Fröhlich, gut erholt und dankbar für die 5 Wochen auf dem Atlantik nahm Sven langsam Abschied von uns beiden.
2. Bordtag, 21.07.2018
Am Morgen mussten wir früh aufstehen, da Sven nach Porto zum Flughafen musste um von dort direkt nach Hamburg zu fliegen. Da sein Weg an Santiago de Compostella vorbeiführte, der Hauptstadt Galiciens, bekannt durch seine Kathedrale und den hier endenden Jakobsweg, ließen Ove und ich uns bis dorthin mitnehmen, damit auch ich diesen schönen Ort kennenlernen konnte. Der Abschied fiel herzlich aus, und die Aussicht auf eine weitere Tour mit dem Häwelmann ließ Sven dann gut gechillt abfahren.
Nun sind wir zu zweit und bei angenehmen Temperaturen erobere nun auch ich die schöne Altstadt mit ihrer ca. 800 Jahre alten Kathedrale. Ove und Sven waren ja bereits von La Coruna aus hier. Wir waren angenehm überrascht, dass sich die zu erwartenden Menschenmassen an diesem Vormittag noch nicht zeigten. Ohne Wartezeiten ging es in das imposante Innere. Beeindruckt war ich von dem größten Weihrauchbehältnis der Welt, das hier von der Decke hängt und mit bis zu 68 Stundenkilometern durch das Kirchenschiff schwingen kann.
Auch zu der Jakobsbüste kamen wir schnell. Vor mir umarmte eine junge Pilgerin den Jakob glücklich.
Da wir nicht zu den Pilgern gehörten, taten wir dieses nicht, sondern bewunderten den Reichtum des Altarraumes. Dann bewunderten wir den Silbersarg (Kindersarggröße) mit den Gebeinen des Heiligen Jakobs. Allmählich waren alle Sitzplätze im Kirchenschiff belegt und die Menschen warteten jetzt schon auf den in zwei Stunden beginnenden Gottesdienst. Wir verließen beeindruckt die perfekt restaurierte Kathedrale. Draußen erwartete uns eine über 100m lange Menschenschlange. Fröhliche und überglückliche Pilger erreichten ihr Ziel, sie sangen, jubelten, tanzten in Gruppen oder saßen still in ein Gebet vertieft vor dieser Heiligen Stätte.
Für uns war die schöne Altstadt nun fast menschenleer beim Rundgang. Ein langer Menschenzug in festlich gekleideten Trachten begleitet von Trommlern und Dudelsackspielern zog zur Kathedrale.
Um 1400h fuhr unser Bus ab und es nieselte leicht auf den Berghöhen.
Gegen 1700h waren wir wieder in Portosin. Im Hafen trafen wir Andreas und Andrea. Leider hatten wir nicht Selters, sondern Zitronenlimo gekauft. Das war sehr peinlich und ärgerlich. Die beiden nahmen es mit Humor, das sei ihnen auch einmal passiert....
Die folgenden 3 Tage verbrachten wir in Portosin mit Spaziergängen, Reiseberichten, Baden und Bordleben.
Am 24.07.2018 haben wir dann die Leinen gelöst und sind die wenigen Meilen auf die gegenüberliegende Seite des Ria nach Muros motort. Wir wollten nun einen neuen Ort kennenlernen.