Donnerstag, 28. Juni 2018

Feinstes Segelwetter

Roscoff - L'Aber-Wrac'H - Camaret sur Mer 70,7 sm, gesamt 867,1 sm

Track: Roscoff - L'Aber-Wrac'H

Track: L'Aber-Wrac'H - Camaret sur Mer


In Roscoff treffen wir Heidi und Peter mit ihrer "Düwel Ok" aus dem Yach Club Strande.

Frühes Auslaufen sorgt für frühes Ankommen, so dass wir uns zunächst den typisch bretonischen Ort Roscoff anschauen.

Beim abendlichen Klönen erzählen Heidi und Peter, dass sie als nächstes in einen Hafen in einer Flussmündung segeln wollen, der auch bei Niedrigwasser gut anzulaufen ist. L'Aber-Wrac'H ist mir bei der Routenplanung vollkommen entgangen. Wir gehen in den Ort zum Einkaufen und bleiben in einem kleinen Bistro hängen, da dort das WM-Spiel Deutschland - Süd-Korea übertragen wird. Wir erleben das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde und können nun fussballfrei weiterreisen.


Der Zwischenstopp auf dem Weg nach Camaret kommt sehr gelegen, da bis dahin noch zwei Gebiete mit starker Stömung zu bewältigen sind. So können wir jeden Tag ein Gebiet mit den sog. Races passieren. Einmal direkt nach dem Auslaufen von Roscoff um die Ile de Batz herum und dann am folgenden Segeltag durch den Chenal du Four (zwischen Festland und dem Inselgebiet um die Ile D'Ouessant - engl.: Ushant), bevor man entweder nach Brest oder weiter nach Camaret sur Mer segelt.

Bei weiterhin angenehmen NE-Winden bis 5 Bft. und strahlendem Sonnenschein geht's jeweils morgens zwischen 0700h und 0800h los. Vor dem Wind können wir herrlich entspannt in den Vormittag segeln und unterwegs frühstücken. Wir segeln "Schmetterling", d.h. das Großsegel steht auf der einen Seite und das Vorsegel ist nach der anderen Seite ausgebaumt. Da die Wellenlänge und
-höhe im Westausgang des Englischen Kanals doch andere Ausmaße haben, als von der Ostsee bekannt, brauchen wir für diesen Kurs mindestens Windstärke 3-4 Bft., um ohne schlagende Segel mit den Wellen zu fahren. Diese rollen dann langsam unter dem Schiffsrumpf durch. Dann macht der Häwelmann gute Fahrt um 7 bis 8 Knoten und liegt recht ruhig. Zu langsam segeln ist also ungemütlich. Der eingebaute Autopilot steuert unter solchen Bedingungen absolut zuverlässig mit minimalem Aufwand. Selbstverständlich ist der Großbaum mit einem "Bullenstander" gesichert, also nach vorne mit einer Leine besfestigt, so dass der Großbaum mit dem Segel nicht von einer Seite auf die andere umschlagen kann.

Beide Races werden absolut entspannt passiert. Die Zeiten sind so berechnet, dass wir bei Wind und Strömung in gleichlaufender Richtung die Races durchfahren. Alle Warnungen in den entsprechenden Revierhandbüchern werden im Vorwege mehrfach studiert, Berechnungen angestellt und X Mal überdacht. Im Ergebnis waren Wind und Wetter auf unserer Seite und die berechneten Zeiten stimmten. So müssen wir z.B. den Chenal du Four bis um 1100h passiert haben, da sich später die Strömungsrichtung ändert und wir nur gegen erhebliche Gegenströmung von bis zu 4 Knoten ganz langsam vorankommen würden. Dies sind von L'Aber-Wrac'H aus 25 sm, bis zum Ende der Durchfahrt, so dass sich bei einer angenommenen Bootsgeschwindigkeit von durchschnittlich 6 Knoten über Grund der entsprechende Startzeitpunkt errechnet.

Tidensegeln kann leicht sein. Aber es kann eben auch anders aussehen, und die Warnungen aus den Handbüchern sind auf jeden Fall ernst zu nehmen.

Insbesondere auch das IPad mit dem Navionics Navigations- und Tidenprogramm hat sich als sehr hilfreich erwiesen. Dies Programm läuft seit einigen Tagen den ganzen Törn über am Kartentisch mit.  Daher auch die Track-Aufzeichnungen am Anfang dieses Beitrags. Es bietet neben der Tidennavigation einen hervorragenden Gesamtüberblick und dieselben Details wie auf dem Plotter, da dieselben Karten verwendet werden.

Nun liegen wir in Camaret sur Mer auf der Lauer, um das passende Wetterfenster für die Überquereung der Biskaya zu finden.  Die Tage werden mit Vorbereitungen und Ausflügen schnell vergehen.

Dienstag, 26. Juni 2018

Kurzbericht

Guernsey - Roscoff, 74,7 sm, gesamt 796,4 sm

Es gibt zwar überall Internet, doch der Zugang ist nur in der Theorie leicht. Durch diverse Anmeldeprozeduren und regelmäßige automatische Abmeldungen wird es fast zu einer Dauerbeschäftigung, Blogbeiträge zu schreiben. Daher zzt. nur Kurzfassungen mit Standortmeldungen. Bilder folgen später (s.u.).

Nach drei Landtagen auf Guernsey klingelt der Wecker morgens um 0330h (Guernsey-Zeit, d.h. MSZ ./. 1h), damit wir bei Hochwasser über die Abschlussmauer des Hafens nach draußen gelangen können. Ziel ist Roscoff in der Bretagne. Die Wettervorhersage ist vielversprechend mit NE 3-5 Bft. Letzlich läuft mangels Wind und dadurch bedingt nervend schlagenden Segeln ab 1100h (nun wieder MSZ) der Motor und die Segel sind eingeholt. Denn auch mit nur wenig Wind gibt es in diesem Seegebiet Wellen, die entweder aus anderen Seegebieten mit Wind sich bis zu uns fortsetzen oder die Wasserbewegungen durch die Tidenströme sorgt für Wellen. Dafür scheint unentwegt die Sonne vom strahlend blauen Himmel. So wird es ein stundenlanges Motoren, bis wir gegen 2000h in Roscoff im Hafen liegen.

Freitag, 22. Juni 2018

Very British

Cherbourg - Guernsey 47,2 sm, gesamt 721,7 sm


Der Wecker klingelt um 0430h. Dementsprechend ist es noch dunkel. Aber wenn wir unseren Plan umsetzen wollen, müssen wir um 0530h den Hafen verlassen, um rd. zwei Stunden später bei Hochwasser beim Cap de la Hague zu sein. (Der Name ist vielen sicherlich durch die Wiederaufbereitungsanlage von Atombrennstäben geläufig. Vom Wasser aus ist eine riesige Insdustrieanlage zu erkennen.) Dann segeln wir mit der ablaufenden Tide nach Guernsey. Die Wettervorhersage ist hervorragend: Wind NNW um 4 Bft, Sonne.

Wir starten zur geplanten Zeit "mit dem ersten Büchsenlicht" und haben einen wunderschönen Sonnenaufgang direkt an einem der Forts, das einen Schutzwall fast 2 sm vor dem Hafen von Cherbourg begrenzt.


Nach knapp zwei Stunden Segeln sind wir am Cap. Allerdings fängt das Wasser bereits an abzulaufen. Dies sorgt für erhebliche Wasserbewegungen, die kreuz und quer laufen und als Wellen kaum zu erkennen sind. Es kommen vollkommen unvorhersehbar chaotisch aus allen Richtungen Wasserwände auf den nun ganz kleinen Häwelmann zu, dessen rd. acht Tonnen Gewicht hin und her geworfen werden. Der Bug fällt krachend und scheppernd in Wassertäler. Zwei Wasserberge laufen einfach vom Bug bis zum Heck über Deck. An "geordnetes" Segeln ist kaum zu denken. Vielmehr steuern wir irgendwie durch das brodelnde Wasser. Dieses Phänomen nennt man "Races", und diese sind in den entsprechenden Handbüchern auch sehr bildhaft und mit deutlichen Warnungen beschrieben. Sie entstehen durch die extremen Stömungsgeschwindigkeiten des Wassers an Kaps und Meeresengen sowie über einem sehr unebenen Meeresboden, der Wasserwirbel und sich auftürmende stehende Wellen verursacht. Etwaiger gegen die Strömung wehender Wind tut sein Übriges. Segler wissen, dass Wellen auf dem Foto vom Boot aus kaum zu erfassen sind. Dennoch ein Versuch:


Beim Blick auf den Plotter zeigt dieser eine Fahrt über Grund von bis zu gut 11kn an. Wir merken nichts davon. Nach 15 Minutan können wir den Kurs ändern und binnen kürzester Zeit ist der Spuk vorbei. Für die folgenden viereinhalb Stunden folgt Segeln vom feinsten unter blauem Himmel, wärmender Sonne und angenehmem Wind aus der richtigen Richtung.

Navigatorisch ist die große Fragestellung dieses Törns: Wie lange werden wir das ablaufende Wasser mit uns haben, bevor die Tide kentert und wir durch Gegenströmung des Wassers ausgebremst werden? Sind wir zur richtigen Zeit in Cherbourg gestartet? Sind wir nicht zu langsam? Unser Plotter zeigt durch die Vernetzung mit allen anderen Systemen an, welchen Kurs wir über Grund segeln und errechnet daraus die Strömungsrichtung. Diese wird auf dem Bildschirm mit einem Pfeil dargestellt. Daher können wir gut erkennen, wie sich der Strömungsverlauf ändert. Die Faurbys sind gute schnelle Segler, so dass wir erst kurz von der Inselenge zwischen Guernsey und Herm in der Einfahrt "Little Russel" den Motor zur Unterstützuug anstellen, damit wir noch mit dem Rest ablaufenden Wassers den Hafen St. Peter Port erreichen. Dies gelingt auch punktgenau, so dass wir letztlich für zwei Stunden an einem Warteponton festmachen, bevor wir mit dem zwei Meter tief gehenden Kiel vom Häwelmann über die Mauer fahren können, die das Hafenbecken bei Niedrigwasser vor dem Leerlaufen schützt.


Der Hafen ist ausgewiesen für Schiffe bis 1,80 Meter Tiefgang. Auf die Frage des Hafenmeisters, ob es etwas ausmachen würde, wenn das Schiff bei Niedrigwasser mit dem Kiel in den Schlick auf dem Hafengrund einsinken würde, verneinen wir. Dementsprechend liegen wir zeitweise sehr ruhig ...

Im Rahmen des ersten Stadtrundganges gibt es dann -very british- ein Guiness im Pub.


Eines ist für Mitsegeler Sven!!!

Darüber hinaus haben wir einen 25-Stunden-Tag, da die Uhrzeit in Guernsey mit der in GB gleich ist.

Mittwoch, 20. Juni 2018

Zweiter Versuch

Dieppe - Fecamp - Cherbourg, 118,4 sm, gesamt 674,5 sm

Nach der Einrichtungsphase im Boot von Sven planen wir dann am Sonntag Nachmittag die weitere Route. Ergebnis: Wenn wir am Montag, 18.06.18, morgens um 0600h auslaufen, der Wind wie angekündigt südlicher dreht und die Tidenströmung so läuft wie berechnet, könnten wir mit einem Nachttörn von rd. 110sm von Dieppe nach Cherbourg kommen. Also: Alles vorbereiten und am Montag um 0430h den Wecker klingeln lassen. Um diese Zeit dämmert es gerade, wenn nicht, wie natürlich an diesem Montag, der Himmel wolkenverhangen ist und es entweder nieselt, regnet oder auch sonst feucht ist. Der Motivation tut dies keinen Abbruch. Aber, aufmerksame Leser werden es bemerken, in der Planung sind viele "wenn's". Diese sollten dann auch alle eintreffen einschließlich andauerndem Nieselregen und ausgesprochen schlechter Sicht und Wind von vorne, genau aus der Richtung, in die wir wollen. Selbst mit den ersten Reff im Großsegel und der kleinen Stagfock ist es ein mühsames Vorankommen. Von der angekündigtenWinddrehung keine Spur. Das Ergebnis ist auf der folgenden Track-Aufzeichnung (gelbe Linie) gut zu erkennen.


Wir sind nach einigen Kreuzschlägen und Versuchen, gegen Wind und auflaufendes Wasser zu segeln, letzlich nach rd. 38 sm um 1445h in Fecamp fest. Dafür haben wir einen neuen netten Ort kennengelert.

Hafeneinfahrt unter Steilküste

Promenade
Destillerie B&B


Nach Beratung mit Seglern mit vergleichbaren Zielen haben wir dann enschieden, gemeinsam am Dienstag, dem 19.06.18, um 1700h den Hafen von Fecamp zu verlassen, um dann über Nacht bei flauen Winden überwiegend unter Motor die Bucht der Seine-Mündung zu überqueren. Morgens um ca. 0500h wollen wir bei Pte. de Barfleur sein, um dieses Gebiet starker Strömungen bei Hochwasser bzw. schon etwas ablaufender Tide zu umrunden, und uns dann nach Cherbourg schieben zu lassen. Zwischendurch funken wir über UKW-Seefunk und tauschen uns aus. Im Ergebnis klappt alles prima. Nur am Morgen begleiten uns wieder Nieselregen und damit einhergehende schlechte Sicht bis in den Hafen. Nach 15 Stunden ist Cherbourg erreicht und wir holen fehlenden Schlaf nach.
Auf dem Plotter sieht der Törn dann so aus (Track gelbe Linie):


Die Nachfahrt verläuft insgesamt ruhig. Der Englische Kanal ist wie ein Ententeich.


Die Fischerbojen sind mit Blitzlichtern versehen, so dass wir uns zeitweise wie in einem Sylvesterfeuerwerk vorkommen. Sender und Empfänger unseres AIS-Transponders (Automatic Indentification System) und unseres aktiven Radarreflektors funktionieren offensichtlich gut, da wir beobachten, dass große Frachter einen Bogen um uns machen. Wir brauchen keine Ausweichmanöver zu fahren oder über UKW-Seefunk den Wachhabenden auf der Brücke des Frachters anrufen, um Ausweichmanöver abzustimmen. Der Autopilot steuert nach den eingegebenen Wegpunkten und gleicht über eine entsprechende Vernetzung der Systeme und den Rechner den Stromversatz aus und fährt uns exakt zum Ziel. Mit Ausguck halten und dem Überwachen der Systeme ist die Nacht bestens ausgefüllt. So kann man auch neue Entdeckungen machen:
Beim Blick auf den Plotter fällt mir eine Anzeige auf, die ich so noch nicht gesehen habe. Schaut mal genau auf die vielen Zahlen .... insbesondere oben links ....


Genau - wir haben auf dieser Strecke den Längengrad von Greenwich gequert und befinden und nun westlich davon - zum ersten Mal in meinem Seglerleben.

So haben wir im zweiten Anlauf ganz entspannt Cherbourg erreicht und Fecamp kennengelernt.

Samstag, 16. Juni 2018

Crewwechsel 2.0

Heute ist Sven als neues Besatzungsmitglied an Bord gekommen. Bereits morgens um 0300h ist er in Dänischenhagen bei Kiel losgefahren und war gut 1.000 km später gegen 1330h bei uns, Werner und mir, in Dieppe. Die frühe Ankunftszeit hat uns in Verzug ganz banaler Tagesabläufe gebracht, denn z.B. der Frühstücksabwasch war noch nicht fertig. Letztlich spricht das nur dafür, das Werner und ich einen letzten relaxten Vormittag hatten.

Werner, herzlichen Dank für zwei tolle erholsame Segelwochen durch drei europäische Länder, Holland, Belgien, Frankreich. Das wird kein anderes Crewmitglied mit mir erleben. Nicht zuletzt der umfassende navigatorische Austausch zwischen uns hat dazu beigetragen, dass wir jederzeit sicher und entspannt im nächsten Hafen angekommen sind.
An dieser Stelle auch nochmals ein riesiges Dankeschön für die Beratung und Mitarbeit bei der technischen elektronischen Ausrüstung vom Häwelmann für diese Reise. Du hast maßgeblich dazu beigetragen, den Häwelmann in dieser Hinsicht für Nordsee, Englischen Kanal und Atlantik fit zu machen! Alles, was du installierst, funktioniert auf Anhieb, und es ist eigentlch gar nicht vorstellbar, dass irgendwann eine Komponente ausfallen könnte.

Werner, Ove, Sven

Der Plan für die nächsten Wochen: Es wird mit Sven zusammen in das Gebiet des größten Tidenhubs in Europa gehen ( bis zu 12 Meter) und dem der schnellsten Tidenströme (bis zu 5 kn). Dann besuchen wir die Kanalinseln und legen uns bei Brest auf die Lauer, um beim passenden Wetterfenster die Biskaya zu überqueren.

Hafentage in Dieppe

Boulogne sur Mer - Dieppe, 57,9 sm, gesamt 556,1 sm

Seit dem 13.06.18 sind wir in Dieppe. Hier sind wegen der auf südwest gedrehten Windrichtung -also unsere Reiserichtung und damit von vorn- sowie des anstehenden Crewwechsels ein paar Hafentage eingeplant. Gut zu wissen: die ersten beiden Tage kosten normal Liegegeld, der dritte Tag nur 50% und der vierte Tag nur noch 30%. Also werden wir erst am Sonntag, den 17.06.18, den Hafen verlassen, um dann in das Gebiet mit den stärksten Strömungsgeschwindigkeiten und den größten Differenzen zwischen Hoch- und Niedrigwasser vorzustoßen. Bis dahin wird noch einiger Gehirnschmalz aufgewendet werden müssen, um diesen Teil der Reise zu planen.

Zunächst aber ein paar Eindrücke von Dieppe:

Waterfront

Destillerie

Fischerfest

Hafeneinfahrt
Alabasterküste

Panoramaüberblick

Yachthafen