Mittwoch, 30. Januar 2019

Von Las Palmas nach Santa Cruz de Tenerife

Las Palmas/GC – Santa Cruz/Teneriffa 54,8 sm
gesamt 2.701,0 sm


Die 5 ½ Wochen in Las Palmas auf Gran Canaria sind schnell vergangen. Nun  schauen wir seit einigen Tagen regelmäßig in die Windvorhersage, um das passende Wetter für die Passage zwischen den Inseln Gran Canaria und Teneriffa zu nutzen. 

Im Detail heißt das:
Zwischen den Inseln mit hohen Bergen (Gran Canaria rd. 1.900 m, Teneriffa rd. 3700 m) und an luvwärtigen Steilküsten der Inseln wird der Wind bei bestimmten Windrichtungen beschleunigt. Gegenüber der mittleren Windstärke kann in diesen Beschleunigungszonen (Acceleration Zone) die Windstärke um Bft. 2-3 zunehmen. Die Zunahme erfolgt häufig innerhalb von wenigen 100 Metern und ist an der Windwellenbildung gut zu erkennen.  Für die Segelpraxis bedeutet dies, rechtzeitig entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Wir wollen diese Windlage möglichst vermeiden. Daher haben wir die Überfahrt für Sonntag, 27.01.2019, festgelegt. Die Windvorhersage verspricht N um 3 Bft., im Laufe des Nachmittags NE-drehend und zunehmend auf 5 Bft. Welle um 1 m mit einer Frequenz von 10 sek., Sonne, kein Regen.

Die Plotterbilder zeigen unsere Überfahrt im Überblick:

Hafenausfahrt Las Palmas, Rundung La Isleta.
Überfaht zwischen den Inseln, Querung des Verkehrstrennungsgebietes. Der leichte N-Bogen zwischen VTG und Teneriffa ist durch die Windzunahme bedingt und per Hand gesteuert. Wir haben bewusst etwas "vorgehalten", um bei ggf. weiter zunehmendem Wind abfallen zu können. Die wunderbar gerade Linie vorher hat der Autopilot mit Wegepunktansteuerung geleistet.
Der Haken vor der Hafeneinfahrt ist das Manöver zum Wegnehmen der Segel. Danach ging es per Motor in den Hafen.
Wir legen um 0900h ab und fahren zur Tankstelle und füllen die Dieselvorräte auf. Zum Leinen lösen und Winken kommen noch Andrea und Andreas von der Lady Jean. Auf der Mole winkt uns noch die Crew der Salmón zu. Vielen Dank, dass ihr alle noch gekommen seid!

Im großen Hafen von Las Palmas packen wir alle Fender und Leinen weg und setzen um 0950h das Großsegel im 1. Reff. 


Das Reff mag ob der o.a. Windvorhersage verwundern, hat ab seinen Grund nur darin, dass wir zunächst gegen den Wind um die La Isleta motoren müssen. Das verkleinerte Großsegel sorgt dafür, dass der Häwelmann deutlich ruhiger in den Wellen liegt, ohne dass das Segel im Wind schlägt.

Um 1105h runden wir La Isleta nördlich, fallen etwas ab, reffen das Großsegel aus und rollen
das Vorsegel aus.


Der Wind weht schwach aus N mit Stärke um 2 Bft. Wir befinden uns dicht an der steilen Küste von Gran Canaria, die den Seewind nach oben ablenkt, so dass wir uns in der luvwärtigen Flautenzone der Insel befinden. Also: Noch etwas unter Motor von der Insel wegmotoren, um die Flautenzone zu verlassen. 


Lange Zeit begleitet uns eine Gruppe von bis zu 6 Delfinen. Das Wasser ist ruhig und glasklar. So können wir die Tiere in alle Ruhe beobachten, ihre Schwimmkünste bewundern und die besten Delfinbilder der bisherigen Reise machen.


Gegen 1330 h setzt sich der N-Wind durch und wir können endlich segeln. Wir haben inzwischen Galdar/GC querab. Es folgen 5 Stunden herrlichstes Atlantiksegeln. 


Die Wellen sind wie angekündigt moderat und der frische Wind beschert uns Bootsgeschwindigkeiten bis 7,5 kn, so dass der Häwelmann gleichmäßig durch die Wellen zieht. Ferner haben wir so noch eine reelle Chance, bei Helligkeit in Teneriffa anzukommen. Daher ist es gut, ordentlich Speed zu machen.

Barbara ist noch etwas angeschlagen von ihrer Erkältung und macht es sich zwischenzeitlich in der Achterkajüte gemütlich. Ich übernehme bei diesem herrlichen Segelwetter gern die Wache. Der Wind hat etwas zugenommen (scheinbar bis 18 kn), und so stecke ich um 1530h das erste Reff ins Großsegel. Das Segeln wird dadurch entspannter aber nicht langsamer. Achteraus ist Gran Canaria zu sehen und verschwindet langsam im Dunst.

Voraus wird Teneriffa immer größer. Insbesondere der Teide mit seinem Kratergipfel über den Wolken ergibt einen beeindruckenden Anblick.


Zwei Segler kommen uns entgegen. Der Schiffsverkehr beschränkt sich auf die Fähren zwischen Gran Canaria und Teneriffa. Selbst im Verkehrstrennungsgebiet zwischen den Inseln ist kaum Betrieb. Praktischer Weise ist dieses Verkehrstrennungsgebiet so unterbrochen, dass der Querverkehr zwischen den Inseln auf direktem Kurs in einer Zone queren kann, in der zwar erhöhte Aufmerksamkeit gefordert wird, aber die Regelungen zum Queren von Verkehrstrennungsgebieten (z.B. rechtwinklige Querung gemessen an der Mittschiffslinie des querenden Schiffes) nicht zu berücksichtigen sind. 


Als wir dichter an die Küste Teneriffas herankommen, nimmt der Wind weiter zu (scheinbarer Wind bis 21 kn), so dass wir das Vorsegel einrollen und die letzten Meilen nur unter einfach gerefftem Großsegel zurücklegen. 


Währenddessen melden wir uns wie gefordert über Seefunk bei „Santa Cruz Harbour Control“ an und bitten darum, in den Hafen einlaufen zu dürfen, um die Marina zu erreichen. Wie erwartet ist das kein Problem und der nette Harbour-Officer gibt uns freie Fahrt.

Um 1900h sind wir kurz vor der Hafeneinfahrt von Teneriffa/Marina Santa Cruz und haben jetzt gute Wind- und Wellenabdeckung. Im letzten Tageslicht bergen wir das Großsegel. Jetzt ist es dunkel und wir fahren entsprechend der Hafenbeleuchtung und dem Plotterbild in den Hafen hinein, bis wir am Ende des Hafens die Marina erreichen. Auch hier wird die Anfrage per VHF an die Marina freundlich beantwortet, dass wir einen Platz an Ponton 4 erhalten und dort hinkommen mögen. Das einzige Problem ist, dass in der Dunkelheit keine Bezeichnungen an den Schlengelanlagen zu erkennen sind. Eine entprechende Rückfrage über VHF wird von Peter auf der SY Florentine beantwortet, der den Funkverkehr mitgehört hat, nachdem er unser Ankommen über Marinetraffic verfolgt hat. (Ponton 4 ist der innerste in der Marina.) Währenddessen bereitet Barbara bei langsamer Fahrt in den Hafen Leinen und Fender zum Anlegen vor. Um 1930h sind wir in der Marina fest. 

Ein herrlicher Segeltag geht zu Ende, es ist alles bestens gelaufen, wir sind entspannt angekommen. An das Anlaufen von unbekannten Häfen, Marinas etc. in der Dunkelheit gewöhnt man sich. Hier haben ein freundlicher Marinero und Peter beim Einweisen und Anlegen geholfen. Vielen Dank dafür!!!

Erfahrungsbericht:Wir haben eine Simrad-Seefunkanlage mit drahtlosen Handgerät, welches im Cockpit benutzt wird. Funkverkehr beim Einlaufen und Verlassen von Häfen ist seit Holland gang und gäbe bzw. Pflicht. Insbesondere bei kleiner Crew wie bei uns mit zwei Personen ist es unrealistisch, am Kartentisch zu funken, was auch bedeutet, Antworten abzuwarten. Das drahtlose Handfunkgerät hat sich daher bestens bewährt, da es im Cockpit vom Steuermann „nebenbei“ eingesetzt werden kann, der Funkverkehr wird laufend zügig abgewickelt und weitere Abläufe wie Einfahrt in den Hafen oder Vorbereitungen zum Anlegen müssen nicht unterbrochen werden. Ferner steht die volle Sendeleistung zur Verfügung, was die Verständigung verbessert und was bei einer separaten Handfunke nicht der Fall wäre.

Samstag, 12. Januar 2019

Ausflüge auf Gran Canaria

Gran Canaria/Las Palmas, 0 sm


Wanderung auf dem Kraterrand

Andrea & Andreas haben über ein dänisches sehr wanderfreudiges Segelehepaar die Empfehlung für eine schöne Wanderung entlang eines Kraterrandes erhalten. Andrea tüfftelt die Bustour dorthin aus. An einem Samstagmorgen treffen wir uns um 9.00 Uhr. Wir gehen zur Bushaltestelle, die gegenüber der öffentlichen Badeanstalt in Hafennähe liegt und fahren mit dem gelben Stadtbus Nr. 1 bis zur Fußgängerzone der Altstadt Triana. Dort befindet sich ein großer unterirdischer Busbahnhof. Hier steigen wir in einen blauen über Land fahrenden Bus mit der Nr. 311 ein. Dieser bringt uns auf einer interessanten Fahrt durch den Villenort names Tafira Alta. Hier können wir vom Bus aus meist im italienischen Landhausstil gehaltene Villen mit schönen Gärten, Terrassen und Veranden sehen. Am Ortsende zweigt die Straße zur Caldera de Bandama (569m)ab. An Weinbergen entlang windet sich der Bus in Serpentinen bis kurz vor den Kraterrand und den Ort Bandama, wo wir aussteigen. Es gibt zwei Möglichkeiten die Wanderung entlang des Kraterrandes zu beginnen, links an der Bushaltestelle den Berg hoch bis zum Einstieg oder gleich rechts am Weingut vorbei. Eine weitere Möglichkeit ist der Abstieg in den 200m tiefer liegenden Kratergrund. Ein Bauer bestellt noch einige gut zu erkennende Felder auf dem Kratergrund. 

Wir starten rechts herum und tauchen gleich in ein nach Ginster duftendes Aussichtsgelände ein und bestaunen den Krater. 


Nach einigen Minuten kommen wir an einem sehr gepflegten Golfplatz vorbei.


Bis auf ein paar Steigungen mit teilweise losem Geröll kommen wir entspannt voran und genießen die herrlichen Ausblicke. 




Ich kann mich gar nicht satt sehen an den blühenden und duftenden Pflanzen und stoppe ständig um diese Pracht auf einem Foto festzuhalten. 


Nach gut zwei Stunden sind wir einmal ‘rum. Es geht auch deutlich schneller, an uns laufen Jogger schwitzend vorbei... 
Nach kurzer Wartezeit bringt uns der blaue Bus zurück in die Altstadt von Las Palmas. Hier bummeln wir noch ein bisschen bis wir in einem Restaurant auf einer pulsierenden Plaza einkehren und uns in der Sonne sitzend stärken. Diesen Ausflug können jetzt auch wir vier sehr empfehlen.


Zum höchsten Berg  

Gran Canaria hat was! Schon auf unserem Segeltrip von Morro Jable (Fuerteventura) nach Las Palmas haben wir die bis zu 1.949 Meter hohen Bergketten im Dunst erkennen können. Der Norden und der mittlere Teil der Insel sind sehr grün. Um dorthin zu gelangen benötigen wir ein Mietauto. Dies ist leicht organisiert und da wir wissen, dass Andrea & Andreas auch gern Neues entdecken, laden wir die Zwei ein mitzufahren. Es pusten mal wieder die ,,Weihnachtswinde“ aus Südost und damit gibt es einen strahlendblauen Himmel, der für gute Weitsicht sorgt. Außerdem ist heute, am 6.1. 2019, am Tag der ,,Heiligen Drei Könige“, in Spanien ein Feiertag. Weihnachtsgeschenke gibt es erst an diesem Tag,  deshalb gibt es nur wenig Autoverkehr. A&A haben eine Route zusammengestellt. Zuerst fahren wir Richtung Telde und von dort zu Felsenhöhlen den Cuatro Puertas, in denen die Ureinwohner Gran Canarias tatsächlich gelebt haben


und auch ihre Kultstätten gehabt haben sollen. 


Wir sind die einzigen Besucher und genießen den tollen Rundumblick dieses kleinen Höhlenareals auf einem Berggipfel. Wir können die Wahl des Standortes der Ureinwohner sehr gut nachvollziehen.


Weiter geht es ins Landesinnere in Richtung eines drei Sterne Aussichtspunktes namens Pozo de Las Nieves (1949m). Ove fährt das Auto in Serpentinen immer höher hinauf, wir haben traumhafte Ausblicke und sind umgeben von Kiefernwäldern, die hier aufgeforstet worden sind. 


An einem Krater, in dem Landwirtschaft betrieben wird, stoppen wir,


vertreten uns die Beine und entdecken auch einen fantastischen Blick auf Las Palmas.


Danach geht es immer weiter in die Höhe. Hier nimmt der Autoverkehr etwas zu, aber wir können tatsächlich bis auf das Aussichtsplateau hinauffahren und finden sogar einen Parkplatz in der ersten Reihe.


Als wir aussteigen benötigen wir Fliesjacken, der Wind ist sehr frisch und die Atemluft erscheint uns sehr kühl und klar. Wir erfreuen uns an den unglaublichen Ausblicken vom Pico de las Nieves (1949m). Von hieraus können wir sogar die Sanddünen von Maspalomas erkennen. 


Nicht zu übersehen ist auch der ,,Finger Gottes“, wie Andreas einen senkrechtstehenden Felsbrocken benennt, der auf einer Bergkette in die Höhe ragt und den man von einem anderen Parkplatz in ca. 30 Minuten erwandern kann. In der Karte heißt der Felsen Roque Nublo(1813m) und ist das Wahrzeichen der Insel, auch weil er sich im geografischen Zentrum der Insel befindet. Später lese ich im Reiseführer, dass der ,,Finger Gottes“ (Dedo de Dios) eine aus dem Meer ragende Felsnadel war und eine Attraktion des Ortes Puerto de los Nieves war und 2005 einem Herbststurm zum Opfer gefallen ist.


Nach einer Weile des Schauens und Staunens entdecken wir sogar über der Wolkengrenze die Bergspitze des Teide der Nachbarinsel Teneriffas. 


Durch felsige Landschaften mit blühenden Mandelbäumen


geht es weiter in Serpentinen bergab 


bis in den Ort Tejeda. Dieser Ort soll, laut A&A`s Reiseführers, der schönste Bergort Gran Canarias sein. Wir können dem zustimmen. Eine noch nicht ganz fertiggestellte Promenade führt durch den Ort zu einem Platz mit Rathaus und einer Kirche. Der Ort besticht durch seine gepflegten weißen Häuser mit hölzernen Balkonen und roten Ziegeldächern, 



und natürlich haben wir auch von hieraus wunderschöne Aussichten auf die bergige Landschaft.

Langsam bekommen wir Hunger, die gekauften Mandelplätzchen sind verzehrt, haben aber nicht satt gemacht. Zum Glück haben A&A eine weitere Empfehlung im Gepäck. Es soll ein sehr gutes vegetarisches Restaurant in Artenara(1.270m) geben, das sich auf Crepes-Gerichte spezialisiert hat. Wir hoffen, dass es trotz des Feiertages geöffnet hat. Wir haben Glück und es wird gerade ein Tisch frei. Wir genießen die Limonade des Hauses und den Gourmetteller. Lecker und empfehlenswert! Mal was anderes als frischer Fisch oder Tapas. In diesem Ort entdecken wir auch ein Kunstobjekt, das den hier in diesem bergigen Gebiet sich abmühenden Rennradfahrern gewidmet ist. Zeit für Gedanken an Geerd.


Ein letzter Blick auf den Sonnenuntergang 


und es geht zurück nach Las Palmas 


nach Hause an Bord.


Entlang der Nordküste nach Puerto de las Nieves

Wir haben noch gar nicht von unserem Cabrio geschwärmt, denn zu viert war es reichlich eng, besonders für A&A, die unbedingt beide hinten sitzen wollten. Die nächsten beiden Touren unternehmen wir zu zweit, A&A müssen am Schiff arbeiten.
Zunächst geht es bei bestem Wetter mit offenem Verdeck entlang der Nordküste. Wieder herrscht wenig Verkehr, da der Montag, der 7.1.2019, ebenfalls ein Feiertag ist. Fällt nämlich ein Feiertag in Spanien auf einen Sonntag gibt es den Montag dazu.
Die Fahrt führt uns vorbei an bunten Orten, die wie Schwalbennester an den Hügeln und der Küste kleben und umzingelt von Bananenplantagen sind.


Unser erstes Ziel ist der Leuchturm Punta de Sardina im Nordwesten. 


Bei einer Picknickpause erfreuen wir uns an der guten Sicht auf Teneriffa. Leider verliert dieses Küstenstück an Athmosphäre  durch ein unfertiges Baugebiet mit leerstehenden Gebäuden und einsamen Straßen. Bauland mit Potential...? Die nächsten Jahre werden es zeigen.


In der nächsten Bucht liegt ein schöner kleiner Hafenort mit einem kleinen Strand und zwei Restaurants.


In dieser Bucht haben A&A vor Jahren schon einmal in Strandnähe geankert, bevor sie weiter nach Teneriffa gesegelt sind. Wir trinken etwas und schlendern hier durch und entdecken ein weißes Wohnhaus, dass an und in die Felsen gebaut worden ist. Die Tür steht offen und ich luscher hinein. Der Besitzer bemerkt uns und zeigt uns stolz sein modern gestaltetes Ferienhaus mit Garage.


Weiter geht es zum Hafenort Puerto de las  Nieves, leider gibt es ja hier den ,,Finger Gottes“ nicht mehr. Die 6 Meter lange Felsnadel, die einmal auf dem vorgelagerten Felsblock stand, ist im Sturm im November 2005 abgebrochen.


Trotz des Verlustes dieser Attraktion gibt es hier volle Restaurants mit fröhlichen Spaniern und die einlaufende Katamaranfähre aus Teneriffa kommend. 


Die Atmosphäre des Ortes gefällt uns und wir verweilen hier bis wir uns mit offenem Verdeck auf den Heimweg machen.