Dienstag, 23. Februar 2021

Segeln von San Sebastian de La Gomera nach Santa Cruz de Tenerife

La Gomera/San Sebastian - Tenerife/Santa Cruz 63,8 nm 
gesamt 2. Sabbatical 1.194,0 nm 
seit Start in Hamburg insgesamt 5.167,7 nm 


Drei Wochen auf La Gomera sind wie im Fluge vergangen. Wir besuchen die schönsten Plätze wie z.B. Valle Gran Rey, Valle Hermosa, die Roquas und Playa Santiago mit einer neu entdeckten Promenade direkt auf der Steilküste um das Feriengebiet von Fred Olson's Golfressort. Wir genießen Sonne und Wärme sowie das tägliche Schwimmen im Atlantik mit anschließender warmer Dusche in den Sanitäranlagen der Marina. Das Leben in San Sebastian ist leicht und unkompliziert. In dem kleinen Ort versorgen wir uns problemlos mit allem Notwendigen und finden bei Bedarf leckere Fischgerichte oder Pizza in den Restaurants. Auch beruhigt uns eine ganz geringe Corona-Inzidenz. Wir erwarten noch unsere Freunde aus der ersten Sabbaticalreise, Andrea und Andreas mit der Lady Jean, die von Gran Canaria über Teneriffa nach La Gomera kommen. Dennoch schauen wir auch täglich auf die Wind- und Wetterentwicklung. Dies ist für unser Vorhaben noch bedeutender als sonst, da wir gegen den vorherrschenden NE-Passat ziemlich genau in Windrichtung nach Santa Cruz auf Teneriffa wollen.

Es zeichnet sich ein eintägiges Wetterfenster für Sonnabend, 20.02.2021, ab. Dies verspricht zwar recht wechselhafte Windstärken zwischen 5 und 35 kn (2 Bft. bis 8 Bft.), aber die Richtung SW bis W passt bestens zu unserem Vorhaben. Ab Sonntag setzt sich wieder der Passat durch und wir müssten ggf. mehrere Wochen warten oder unter Motor gegenan fahren. Eine Passat-Störung hat also durchaus Vorteile.

Andrea und Andreas kommen am Mittwoch an, so dass wir noch drei intensive Tage gemeinsam haben, um die Erlebnisse der vergangenen 12 Monate auszutauschen und etwas über deren Pläne für die kommenden Segeljahre der beiden Aussteiger und Langfahrtsegler zu erfahren. Beim Abschied stellten wir fest, dass wir alle das Gefühl hatten uns erst ,,gestern" zuletzt gesehen zu haben. Wir wünschen den Beiden eine sichere und glückliche Reise.

Wir legen am Sonnabend, 20.02.2021, um 0800h ab.


Nach 30 Minuten motoren aus dem Windschatten von La Gomera setzt sich der oben angekündigte Wind durch,


so dass wir in Anbetracht dessen, was noch kommen soll, lediglich das Vorsegel ausrollen. Bei ca. 4 Bft. aus SW (genau von achtern) haben wir damit zunächst zu wenig Segel gesetzt. Das macht sich durch zeimlich unangenehmes Schaukeln bemerkbar, da die ca. zwei Meter hohen Wellen unter dem Häwelmann durchlaufen und ihn heftig aus dem Gleichgewicht bringen. Wir kommen mit rd. 5 kn über Grund leidlich voran, da uns die Strömung schiebt.


Die angekündigte Windzunahme gegen 1200h kommt so nicht.


Beim Leuchtfeuer auf Höhe von Las Galetas ist es um 1245h immer noch recht ruhig. Wir sind in gespannter Erwartung, ob der angekündigte Wind noch kommen wird?



Um 1410h briest der Wind schnell auf und die Wellenhöhe nimmt deutlich zu.



Um 1410h befinden wir uns auf Höhe des Flugplatzes im Süden Teneriffas. Wir haben die Hälfte des Törns geschafft, rd. 32 nm


und runden Pta. Roja.


Parallel zu in kurzer Zeit stark zunehmendem Wind und Wellen rollen wir das Vorsegel ein. Die vom Segelmacher vorgesehen drei Reffs sind längst eingerollt - das Vorsegel ist geschätzt im ,,fünften Reff". Mit so wenig Tuch sind wir bis heute noch nicht gesegelt.


Der Wind weht aus SW mit 6 Bft, in harten Böen bis 8 Bft. Die Wellen rauschen hinter uns heran, aber es bleibt alles trocken im Cockpit. Wir bemerken lediglich fliegende Gischt während der Böen. Der Häwelmann macht sich prima in diesem Wetter und läuft mit um die 8 kn Geschwindigkeit sicher und jederzeit gut beherrschbar, auch wenn einige Konzentration dazu erforderlich ist. Dem Autopiloten haben wir diese Situation nicht überlassen. Im Sufen auf Wellen erreichen wir auch mehrfach 12 bis 13 kn (jeweils über Grund), da soll nichts schief gehen.


Um 1615h, wir haben noch 17 nm bis zum Ziel, ist der Spuk vorbei, wir haben die grüne Zone im obigen Bild der Windvorhersage erreicht, rollen das Vorsegel wieder ganz aus und stellen den Motor an, um voranzukommen. So bleibt es für die nächsten drei Stunden. Barbara übernimmt die Wache und ich entspanne mich auf der Koje. In der "blauen Stunde" haben wir Santa Cruz voraus.


Achteraus blicken wir auf einen wunderschönen Sonnenuntergang.


Um 1930h laufen wir bei Dunkelheit in den Hafen von San Sebastian ein und rufen die Marina über VHF Kanal 9 an, um zu erfahren, wo unser Liegeplatz ist. Erste Böen fallen wieder von den Bergen auf uns herab, natürlich rechtzeitig zum Anlegen .... Dank der Hilfe von jungen deutschen Seglern und einem superfreudlichen Marinero sind wir  trotz der immer öfter aufkommenden heftigen Böen um 1950h an unserem Liegeplatz sicher festgemacht. Wir tauschen noch die Manöverleinen gegen diejenigen mit Ruckfendern aus, um komfortabel zu liegen. 20 Minuten später fängt es an, wie aus Eimern zu regnen und Böen pfeifen über den Hafen. In mehreren Etappen (Zeiten mit weniger Regen) legen wir noch das Landstromkabel und verkriechen uns dann zufrieden und erleichtert in der Kajüte. Alles Weitere wird morgen aufgeklart.

Resümee des Tages: 
> Wir haben den Sturm gut gemeistert.
> Alles ist heil geblieben (wie es sich gehört).
> Wir sind um eine Erfahrung reicher, die wir allerdings nicht so oft wiederholen möchten.
> Unser Häwelmann ist toll.

Freitag, 5. Februar 2021

El Hierro - Lavafelder, grünes Hügelland, Wassergewinnung, Fernsicht über den Wolken, windgebeugter Wachholder, Europas Westend

El Hierro/La Estaca 0,0 nm 
gesamt 2. Sabbatical 1.082,4 nm 
seit Start in Hamburg insgesamt 5.056,1 nm 


El Hierro fasziniert uns mit seiner Vielfalt an unterschiedlichen Landschaftsformen: 
Ausgedehnte Lavafelder, die an einigen Stellen in den Atlantik hineinragen.



Im Norden liegen die weitläufigen sanften grünen Hügel mit ihren von Steinmauern eingefassten Feldern, die von den Feuchtigkeit bringenden Passatwolken versorgt werden. Dieser Teil der Insel wird gern mit den Highlands in Schottland verglichen.






In früheren Zeiten und auch heute noch wird die Feuchtigkeit der Wolken aufgefangen, in Becken gesammelt und verteilt. Die Ureinwohner hatten Stinklorbeerbäume genutzt, an dessen Blättern die herabfallenden Tropfen in Fels- und Erdbecken aufgefangen wurden. Dies machte den Baum zum ,,Heiligen Baum". 










Heute gibt es technische Versuche die Wolken zu ,,melken" und das Wasser in modernen Wasserbecken aufzufangen.



Durch die Mitte der Insel ziehen sich weitläufige Pinienwälder



und wunderschöne blühende Landschaften




sowie tiefe Schluchten und über den Wolken Fernsicht von Aussichtspunkten.




und einer langen und sehr kurvenreichen schmalen Straße.


Nach anstrengender Fahrt führt die Straße uns an den Rand der Hochebene ,,La Dehesa" inmitten von Ziegenweiden mit Hirtendenkmal


und weiter zur ,,Ermita de los Reyes" 


zum wichtigsten Heiligtum der Insel, dieser Marienfigur, die alle 4 Jahre im Juli feierlich quer durch die Insel in die Inselhauptstadt Valverde getragen wird. 2021 wäre dies wieder der Fall. Hoffen wir, dass Corona diese Tradition nicht verhindert!


Die geteerte Straße geht in eine Schotterstraße über. Sie führt uns weiter in die Höhenlagen namens ,,El Sabinal" im Westen der Insel, die oft von starken Winden gepeitscht werden. Hier hat sich ein Naturereignis vollzogen, das einmalig ist auf den Kanaren. Hier stehen vom Wind gebogene Wachholderbäume und trotzen so den Widrigkeiten.




Der größte Teil dieses schützenwertes Areals ist hoch umzäunt, und die Besucher können nur staunend durch den Maschendraht blicken.  



Lohnenswert ist von hieraus die kurvige Autofahrt hinab zum Leuchtturm ,,Faro de Orchilla" auf der ,,Punta de Orchilla", die in der Antike das Ende der bekannten Welt markierte und in dessen Nähe im 2. Jh. n. Chr. Ptolemäus den Nullmeridian markierte. Der Leuchtturm steht am westlichen Ende Europas. 




Auf der internationalen Meridiankonferenz am 13.Oktober 1884 wurde der durch Greenwich verlaufende Meridian als Basis des internationalen Koordinatensystems eingeführt. Der Nullmeridian auf El Hierro stand auf dieser Konferenz in Washington an der 25 Nationen teilnahmen auch zur Diskussion. Da aber der Greenwich-Meridian schon vielfach in Karten angewendet wurde, entschied sich die Kommission für ebendiesen.