Sonntag, 25. November 2018

Kalle hat's gerichtet

Lanzarote/Arrecife 0 sm

Nun sind wir seit zwei Wochen in Arrecife.  Tagsüber ist es um 22° und sonnig mit leichter Bewölkung.


Nachts kommen zum Teil heftige Schauer herunter. Ganze Regentage gibt es, sind aber die absolute Ausnahme. Wie geplant bekommt der Häwelmann jetzt mehr Aufmerksamkeit.

Mit Hilfe von Kalle und Rolf wird als erstes der Ankerbeschlag wieder gerichtet. Kalle hat fast 50 Jahre Erfahrung als Maschinenbauer. Seine Einschätzung: Das bekommen wir hingebogen, der Beschlag muss nicht abgeschraubt werden. Dies bedeutet erheblich weniger Arbeit, da anderenfalls erst die Rollanlage für das Vorsegel demontiert werden müsste. Dann wird der Häwelmann mit nicht reckenden Schoten an vielen Klampen stramm festgemacht, damit er etwaigen Kräften nicht ausweichen kann. Mit dem Spinnakerfall wird eine Kraftkomponente nach oben erzeugt.


Mit Hilfe von am Steg befestigten Blöcken wird eine Talje geriggt und auf die Schotwinsch umgelenkt.


Kalle holt zur Unterstützung seinen Vorschlaghammer von Bord. Dann wird Zug auf das Fall und die Talje über die Winsch gebracht und Kalle platziert ein paar gezielte Schläge auf den Ankerbeschlag.


Dieser begibt sich annähernd wieder in seine ursprüngliche Lage und Form zurück. Leichte Unebenheiten bleiben, sind aber unproblematisch. Der Anker ist wieder in seiner Führung.

vorher
nachher
Das recht leicht zu erzielende gute Ergebnis zeigt aber auch, dass der Beschlag definitiv aus zu weichem und dünnem Material gebaut ist. Wir haben besprochen, dass Kalle noch Verstärkungen anschweißt, denn ein Schweißgerät hat er auch an Bord seines Alu-Schiffes, und Niroschweißen ist für ihn kein Problem. Toll, dass sich die Community hilft und unterstützt!!!

Als nächstes werden die Abschlussfugen um den Teakholzbelag auf dem Cockpitsüll und den Lukendeckeln erneuert. Das Fugenmaterial ist brüchig geworden und hinterlässt weiße Streifen auf unserer Hose, wenn wir auf der Kante sitzen. Das Entfernen ist ein ziemliche Fummelarbeit, für die sich eine abgelaufene entsprechend zugeschnittene Kreditkarte bestens eignet.


Das Abkleben und Verfugen dauert mehrere Stunden.


Ferner wird die Fuge der Decksdurchführung des Steckmastes erneuert, so dass es nun nicht mehr leckt.


Dann wird der Aufbau poliert und gewachst. Der Erfolg ist nach einem Regenschauer besonders gut zu sehen.


Schließlich wird das lose Scharnier vom Ankerkastendeckel neu verbolzt.


Das Cockpit mutiert derweil zur Werkstatt.


An zwei Abenden haben wir die Koriphäe des Blauwassersegelns Jimmy Cornell erlebt und Vorträge gehört.


Sehr beeindruckend, insbesondere da er nicht nur über seine Reise durch die Nordwestpassage berichtete, sondern vor allem wegen seiner jahrzehntelangen Beobachtungen, die die Folgen des Klimawandels deutlich machen.

Schon im Ankerfeld von La Graciosa haben wir eine sehr liebenswerte deutsche Familie kennen gelernt, die die letzten Jahre auf den Kanalinseln gelebt und gearbeitet hat. Nun sind sie mit ihren drei Kindern auf Familien-Auszeit. Wegen eines Getriebeschadens sind sie gut eine Woche hier in Arrecife geblieben. Barbara hat Beeke und Wencke (8 und 6 Jahre) jeweils zwei Stunden am Tag an Bord in Deutsch und Mathe unterrichtet. Da beide Kinder zweisprachig sind, klingen auch schon mal englische Sätze nach draußen. Danach folgt eine spielerische Schulphase mit dem vierjährigen Frithjof.


Vorteil für Barbara: Sie ist von Bootsarbeiten befreit.

Am Sonnabend, 24.11.2018, haben wir uns den Start zur RORC-Transatlantik-Regatta angesehen. Es sind zwar nur 14 Schiffe am Start, das größte jedoch mit fast 40 Metern Rumpflänge ...


... und dazu zwei Trimarane.


Da wirken die weiteren Schiffe um 12 bis 14 Meter Länge richtig klein. Vom 17. Stockwerk des ansonsten nicht hübschen Hotels


haben wir einen tollen Blick über den Atlantik auf das Regattafeld,


über Arrecife und die Insel Lanzarote


bis hin zu den Stränden von der Nachbarinsel Fuerteventura.

Hier in Arrecife hat die Weihnachtszeit am 24.11.2018 Einzug gehalten. Ein Umzug begleitet von einer Trommelgruppe kann keiner überhören. Die Häuser sind mit Lichterketten geschmückt und weihnachtliche Dekorationen sind aufgebaut.


Für die kommende Woche haben wir uns ein Auto gemietet und werden die Insel erkunden.

Dienstag, 13. November 2018

Segeln nach Arrecife

La Graciosa/Playa Francesa - Lanzarote/Arrecife 26,8sm, gesamt 2.502,9 sm


Vor einigen Jahren waren wir mit Freunden über den Jahreswechsel auf Lanzarote und haben auch von dort mit einer Fähre die kleine vorgelagerte Insel La Graciosa besucht. Uns zieht es diesmal nicht auf die karge uns etwas bekannte Insel, so viel Neues haben wir in den vergangenen Monaten erlebt und gesehen...  So bleibt das Beiboot zusammengelegt in der Backskiste liegen und der Außenbordmotor am Heckkorb in seiner Halterung hängen. Wir erholen uns von der anstrengenden Überfahrt, schwimmen, lesen und genießen weiterhin die gigantischen Ausblicke auf Lanzarote und La Graciosa,


die Wärme und die schönen Sonnenuntergänge.


Doch die Ruhe trügt!
Der Häwelmann tanzt (seemänisch ausgedrückt: ,,schwoit") am Anker, d.h. er weicht auf Grund des Winddrucks mit dem Bug ca. 45° nach jeder Seite von der Windrichtung ab, regelmäßig nach Steuerbord und dann über die Linie "Wind direkt von vorn" nach Backbord und wieder nach Steuerbord....  Die Kette schickt jedesmal Geräusche an unser Ohr, da sie über eine Lavaplatte unter Wasser gezogen wird. Mich stört dies nachts beim ruhigen Schlaf, und dazu beschäftigt mich noch der Gedanke, wie wir den wahrscheinlich in einer Lavaspalte verklemmten Anker wieder herausbekommen sollen. Denn schon beim Ankermanöver kam die Kette ganz plötzlich so stramm, dass sie das Wasser abschüttelte wie ein nasser Hund. Das war eigentlich schon kein gutes Zeichen. Daher beschließen wir nach zwei Tagen am Mittwoch, 7.11.2018, "umzuankern". Also Anker aufnehmen und einen neuen Ankerplatz mit Sandgrund suchen. Denn den Anker erst an dem Morgen aus der Lavaplatte herauszubekommen, an dem wir dann weitersegeln wollen, erscheint uns nicht angebracht. Daher lieber vorher schon einen anderen Platz suchen, der uns einen unproblematischen Start nach Arrecife in einigen Tagen ermöglicht. Alle schlechten Fantasien über einen verklemmten festsitzenden Anker bewahrheiten sich. Als wir die Kette soweit eingeholt haben, so dass der Häwelmann direkt über dem Anker liegt, sorgt jede Wasserbewegung für ein Rucken, das durch's gesamte Schiff geht. Klar - der Anker sitzt fest! Die sonst übliche Sorgleine am Anker, um ihn gegen die Zugrichtung herausziehen zu können (Tripleine), habe ich leider vergessen. Daher versuche ich, das Schiff unter Motor um 180° um den Anker herum in die entgegengesetzte Zugrichtung zu bringen, um ihn dann auszubrechen. Zur Schonung der Außenhaut ist im Bugbereich alles gut abgefendert, die Ankerkette mit einem Kettenhaken abgefangen und die daran befestigte Festmacherleine auf der Klampe belegt. Bereits bei der halben Drehung allerdings hat der Festmacher soweit nachgegeben, dass Last auf die vorher gelöste und durchhängende Ankerkette kommt und diese den Ankerbeschlag unter lautem Krachen seitlich und nach unten biegt. Der durch die Querkraft tiefer eingetauchte Bug kommt aus dem Wasser. Zum Glück hat der Ruck wenigstens den Anker herausgebrochen, denn wenige Sekunden später stelle ich fest, dass wir auf die hinter uns vor Anker liegende Segelyacht treiben. Also nichts wie an die Pinne gestürmt und mit Maschine rückwärts an dem Segler vorbei - hoffentlch angeln wir nicht dessen Ankerkette mit unserem noch auf ca. 7 Meter Wassertiefe hängenden Anker heraus. Alles geht klar! Dann wird der Anker mit der elektrischen Winsch aufgeholt, was glücklicher Weise trotz des verbogenen Ankerbeschlags funktioniert. Zum Vorschein kommt ein fast unversehrter Anker mit lediglich etwas umgebörtelter Spitze. Nun haben wir ein Sondermodell von Rocna... Er wird in Zukunft dennoch halten.


Wir suchen uns einen neuen Platz im Feld der ca. 30 ankernden Yachten auf 12 Metern Wassertiefe und achten peinlichst genau darauf, dass wir zuverlässig Sandgrund zum Ankern haben. Dies ist mittags bei hoch stehender Sonne an der Wasserfärbung gut zu erkennen. So kann ich die
folgenden zwei Nächte wieder ruhig schlafen. Den Ankerbschlag werden wir bei nächster Gelegenheit richten und ggf. verstärken lassen. Was bricht ist ohnehin zu schwach. Vielleicht ist das Gute am Schlechten, dass wir zukünftig einen viel stabileren Ankerbeschlag haben werden.

Am nächsten Tag gehen wir vom Schiff aus schwimmen und ich möchte das Unterwasserschiff kontollieren. Ein Tauchgang zeigt, dass die Zinkanoden an Saildrive und Faltpropeller noch genügend Material für die kommenden Monate haben und nicht übermäßig abgenutzt sind. Der Unterwasseranstrich hat einen gleichmäßigen leichten Bewuchs. Beim abendlichen Bad im neuen Hafen von Funschal habe ich vor einigen Tagen das Unterwasserschiff auf Armlänge unterhalb der Wasserlinie gereinigt und bei der Gelegenheit mit einer Abwaschbürste den Impeller vom Sumlog von Bewuchs befreit, so dass er wieder funktioniert. Die Reinigung ist relativ einfach, nichts ist richtig festgewachsen. Mit dem sogenannten selbstpolierenden Anitfouling scheint es aber nicht so zu funktionieren, wie die Hersteller es in ihren Prospekten darstellen, jedenfalls nicht bezogen auf Selbstreinigung durch ,,Fahrt durch's Wasser". Auch mehrtägige Segeltouren wie z.B. von Funchal nach La Graciosa sorgen für keinerlei Abrieb und damit Säuberung des Unterwasserschiffes. Zumindest lässt sich der geringe Bewuchs wie beschrieben einfach entfernen. Unterwasser macht der Häwelmann jedenfalls einen guten Eindruck. Sehr beruhigend nach 6 Monaten im Wasser und für die kommenden Momate!

Nach der Überfahrt von Funchal und den Tagen vor Anker sind wir nun 7 Tage nur an Bord gewesen und haben alles, was wir benötigt haben, dabei gehabt.

Für die folgenden vier Wochen ab 09.11.2018 haben wir einen Liegeplatz in der Marina Lanzarote in Arrecife gebucht. Nach so vielen neuen Eindrücken haben wir beide das Gefühl, dass wir eine kleine Pause brauchen - und unser Häwelmann ein wenig Pflege. Schließlich ist eine sehr intensive Zeit vorbei. Die rd. 2.500 sm, die wir in den vergangenen 5 1/2  Monaten zurückgelegt haben, entsprechen zwei durchschnittlichen Saisons auf der Ostsee. Normaler Weise läge der Häwelmann jetzt in der Halle im Winterlager in Wedel bei Hamburg und würde von uns überholt werden.

Seit Tagen ist die Vorhersage des Wetterberichtes für den 09.11.2018 nicht sehr ansprechend: Wind aus NE 5 - 6 Bft. Wellenhöhe 3 Meter mit einer Frequenz von 12 Sekunden - genau von vorn. Alles machbar, aber zumindest für die Ausfahrt zwischen La Graciosa und Lanzarote einschließlich der Rundung der NE- Seite von Lanzarote nicht erholsam. Am Freitag, 09.11.2018, gehen wir um 1015h ankerauf und laufen zunächst unter Motor durch die enge Passage zwischen La Graciosa und Lanzarote. Die Welle ist unproblematisch, der Wind weht mit Stärke 4 Bft aus NE, strahlendem Sonneschein vom blauen Himmel. Bei  dem Kap Punta Fariones können wir unseren Kurs ändern


und sukzessive immer mehr abfallen, so dass wir nur das Vorsegel ausrollen und relaxt relativ dicht an der Küste entlang segeln zum Gucken.


Nach meinen vorbereitenden Recherchen soll die Welle weiter entfernt von der Insel in tieferem Wasser höher sein als dichter unter der Küste. Ich hätte es umgekehrt erwartet: die Wellen laufen aus dem tieferen Wasser auf die flacheren Uferbereiche zu und bauen sich damit auf. Es wird ein absolut entspannter Segeltag nach Arrecife. Wir schauen uns die Insel schon mal vom Wasser aus an, um sie später von Land aus erneut zu entdecken.


Nur Delfine und Wale treffen wir leider erneut nicht an. Um 1515h haben wir die Hafeneinfahrt von Arrecife erreicht. Nun den Motor anstellen, die Genua einrollen und an den gebuchten Liegeplatz fahren. Aber so leicht soll das natürlich nicht sein, denn beim Einrollen der Genua außerhalb des Hafens bildet sich in der Wickelleine eine Schlaufe, die nicht auf die Wickeltrommel passt. Diese blockiert daher nach drei Umdrehungen. Wir schießen mit achterlichem Wind an der Hafeneinfahrt vorbei. Vor uns liegt an der Küste eine Untiefe im Weg. Also den Kurs in Richtung weiter auf See ändern und die Wickelleine der Rollanlage klarieren. Dies funktioniert innerhalb von 15 Minuten mit Hilfe von Werkzeug. Die Untiefentonne bleibt gerade noch voraus, bevor wir auf Gegenkurs in den Hafen motoren. Auf dem Plotter-Track ist dieses Manöver aufgezeichnet:


Die Anmeldung beim Harbouroffice über Seefunk ist problemlos (abgesehen von einem  DSC-Alarm eines unbekannten Absenders, der dazwischen jault), so dass wir um 1545h an unserem Liegeplatz festmachen: weit innen an einem stabilen Fingersteg, gut vor Wind geschützt, kurze Wege zu den herrlichen Regen-Duschen etc. - purer Luxus für nur €13,60 pro Tag!!!


Sind wir jetzt im Winterlager?

Mittwoch, 7. November 2018

Auf zu den Kanaren

Funchal/Madeira - La Graciosa/Lanzarote 276,0 sm, gesamt 2.476,1 sm




















Nach sechs Wochen auf den Inseln des Madeira-Archipels wird es Zeit, Neues zu entdecken. Die Kanaren sollen es sein. Dieses sind auf der kürzesten Route von Funchal nach La Graciosa  rd. 280 sm und damit ca. 2 1/2 Tage Segeln. Unsere Wetterrecherchen lassen für die Zeit ab dem 03.11.2018 ein gutes Wetterfenster erkennen. Wir befragen ergänzend unseren Wetterrouter, der dies bestätigt und für die kommenden sechs Tage gute Bedingungen prophezeit: Wind NW-NNE, Stärken zwischen 4 Bft. und 6 Bft. - Tendenz abnehmend, Welle 2,5 Meter mit Frequenz 8 Sekunden (d.h. relativ kurz und eher steil) mit abflachender Tendenz.

03.11.2018, Sonnabend
Wir laufen um 1135h aus Funchal aus. Im Schutz der Hafenmauern werden alle Leinen und Fender verstaut und das Großsegel im 1. Reff gesetzt. Mit Kurs rw 140° und Motorunterstützung entfernen wir uns von der Insel noch ganz friedlich im Windschatten.


Der Wind kommt bedingt durch die Inselabdeckung und -ablenkung schwach aus W, die Wellen bereits aus E, also von Lee .... Dagegen hilft nur weitere Motorunterstützung, bis die Wind- und Wellenverhältnisse klar sind.


Diese lassen nicht lange auf sich warten. Am Horizont sehen wir bereits eine Windkante mit Schaumköpfen auf dem Wasser. Nach gut einer Stunde lassen wir den Windschatten der Insel Madeira hinter uns. Die angekündigte Windstärke 6 erreicht uns in sekundenschnelle. Zum Glück ist die zwischenzeitlich ausgerollte Genua bereits wieder eingerollt. Das einfach gereffte Großsegel ist mehr als genug Segelfläche.


Beim ersten Gedanken zu reffen sollte man dies bekanntlich auch tun. Wir warten mit dem Einbinden des 2. Reffs, bis wir um 1345h etwas Schutz von den Islas Desertas,  Madeiras vorgelagerten unbewohnten Inseln, bekommen.


Vorsorglich lege ich mich am Nachmittag auf die Salonkoje und Barbara übernimmt die Wache.
Die Sonne ist inzwischen von einer dicken Wolkendecke verhüllt. Von den um uns herum heruntergehenden Schauern bleiben wir verschont. Die Windstärke hat sich auf 5 Bft - 6 Bft eingependelt und bleibt so bis zum Dunkelwerden um 1900h. Trotz einiger Vorbereitungen geht es Barbara nicht so gut, so dass sie sich nach mir in die Koje legt und dort bis zum nächsten Tag ca. 0900h bleibt.

Die Nacht ist lang (Sonnenaufgang 0700h) und dunkel (dicke Wolken, fast Neumond). Wir stellen alle verfügbare Technik an, damit andere Schiffsbesatzungen uns sehen können und wir andere Schiffe sehen:
> Auf der Mastspitze leuchtet die Dreifarbenlaterne (grün-rot-weiß, für Steuerbord, Backbord, Heck - diese Navigationsbeleuchtung dürfen Segler zeigen, um sich als solche erkennbar zu machen).
> Der elektronische Radarreflektor schickt verstärkt die empfangenen Radarsignale an den Sender zurück und macht uns damit auf deren Bildschirm sichtbar (Reichweite ca. 20 sm).
> AIS Sender und Empfänger sind eingeschaltet.

Die generelle Windrichtung ist  NE, jedoch mit Drehungen, so dass der Windwinkel um 60° pendelt, die Stärke variiert zwischen 13kn und 26kn. Wie soll man da vernünftig segeln??? Das Großsegel bleibt im 2. Reff, nach Bedarf fiere ich es oder hole es dichter und rolle die Genua aus oder ein. Selbst das ständige Ein- und Ausrollen des Vorsegels wird bei den insgesamt sehr unterschiedlichen Windbedingungen zu mühsam. Nur unter Großsegel geht es mal schneller und mal langsamer durch die Nacht.


Die Wellen werfen den Häwelmann unkontrolliert hin und her. Daher finde ich keine entspannte Position im Cockpit. Ich gönne mir kleine "Nickerchen" von ca. 20 Minuten Dauer. Wenigsens ist eine angenehme Temperatur, so dass eine lange wasserdichte Hose, Fliesjacke und dünne wasserdichte Jacke ausreichen. Selbstverständlich tragen wir seit dem Auslaufen aus Funchal dazu selbstaufblasende  Schwimwesten und sind mit dem Lifebelt angeleint.


Kein Schiffsverkehr.

04.11.2018, Sonntag
Es geht weiter wie für den vorherigen Tag beschrieben: Schaukelig mit drehenden in der Stärke sehr unterschiedlichen Winden. Weder bei Barbara noch bei mir stellt sich Hunger gechweige denn Appetit ein. Pflichtgemäß essen wir Kleinigkeiten wie vorgekochten Milchreis, Omelette mit Brot oder ein paar Kekse. Barbara kommt relativ fit aus der Koje und kann mich ablösen. Ich bin genau das Gegenteil: Müde, verspannt mit Rücken- und Kopfschmerzen und freue mich auf die Koje - nur noch entspannt liegen und vielleicht ein bisschen schlafen ..... bis zum nächsten Highlight: um 1200h feststellen, wie das Etmal ist, also die in den letzten 24 Stunden zurückgelegten Seemeilen.
Der Plotter zeigt 138 sm, d.h. ein Schnitt von rd. 5,8 kn.

Danach kann ich weitere zwei Stunden ausruhen. Dann nimmt die Windstärke soweit ab, dass wir zusätzlich zum gesetzten Großsegel den Motor mitlaufen lassen. Dieses "Spielchen" geht nun für einige Stunden weiter: Wind wird stärker - also Motor aus, Vorsegel ausrollen und segeln. Wind nimmt ab - also Vorsegel einrollen und Motor anstellen, das gereffte Groß bleibt stehen.


Gegen Abend setzt sich gleichmäßigerer Wind durch. Wir segeln in unsere zweite Nacht hinein. Sie unterscheidet sich von der ersten nur dadurch, dass nun mehr Schiffsverkehr ist. Wir sind eben näher an den Kanaren und da wird es lebhafter. Fast alle großen Frachter und Tanker halten genügend Abstand bzw. queren unseren Kurs entsprechend vor oder hinter uns. Bis auf einen Tanker. Dieser ändert seinen Kurs nicht. Die AIS-Daten signalisieren eindeutig, dass er mit uns auf Kollisionskurs ist als motorgetriebenes Fahrzeug, auch wenn es 190 Meter lang ist, ausweichpflichtig gegenüber dem kleinen Häwelmann, da er ein Segler ist. Ich beobachte laufend die Entwicklung auf dem Plotter. Sehr rechtzeitig wende ich mitten auf dem großen Atlantik und gehe auf Gegenkurs, um einem ausweichpflichtigen Tanker Platz zu machen. Dessen Besatzung auf der Brücke scheint nun auch bemerkt zu haben, dass es zu eng wird und ändert den Kurs - in Richtung meines Ausweichmanövers!!!!!! Also schnell wieder wenden und nichts wie weg, denn wenn ein großer Tanker erstmal eine Kursänderung begonnen hat, ist diese nicht mehr so schnell zu verändern. Wir kommen mit einigen hundert Metern Abstand aneinander vorbei.

05.11.2018, Montag
Um 0330h löst Barbara mich ab und übernimmt den Rest der Nachtwache. Wir haben seit längerem keine Delfine mehr gesehen. Auf Barbaras Nachtwache sind sie wieder aktiv und ziehen im fluoreszierenden Wasser ihre Lichtbahnen. Sie jagen Fische, und davon flüchtet einer zu uns an Deck. Das hat ihm leider auch nicht das Leben gerettet.


Nur unterbrochen durch ein Segelmanöver kann ich mich bis ca 1000h erholen. Diese lange Zeit hat mir gut getan. Rücken und Kopf sind wieder ok. Wir sind fit für La Graciosa.

Wegen des nun schwachen Windes läuft für die restliche Zeit bis zur Ankunft auf La Graciosa um 1530h der Motor mit. Wir haben eine Ankergenehmigung für die Bucht Playa Francesca und einen Liegeplatz im Hafen von La Graciosa beantragt. Im Hafen will der ziemlich arrogante Hafenmeister (Typ ,,Cop") davon nichts wissen und verweist uns des Hafens, der maximal zur Hälfte belegt ist. Festgemachte Leinen um in Ruhe die Situation zu klären, werden von ihm einfach von der Klampe am Steg gelöst, und er fordert uns auf, einen Mindestabstand von drei Metern vom Steg zu halten....


Alle freien Plätze seinen reserviert. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, woher in den nächsten Stunden ca. 50 Schiffe kommen sollen und die freien Liegeplätze einnehmen. Unsere Erfahrung entspricht damit genau dem, was wir bereits vorher mehrfach über diesen Hafen gehört haben. So fällt um 1610h der Anker in der Bucht, die mit über 23 Schiffen bereits gut belegt ist. (Im Laufe des nächsten Tages kommen noch zehn weitere Yachten in die Ankerbucht.)


Wir sind etwas angestrengt aber froh, vor einer so beeindruckenden Kulisse angekommen zu sein.

La Graciosa
Lanzarote
Wir waren 53 Stunden unterwegs (38 Stunden nur gesegelt, 15 Stunden mit Motorunterstützung).