Donnerstag, 23. Mai 2019

Seit einem Jahr unterwegs

Vor einem Jahr, am 23.05.2018, habe ich im Hamburger Yachthafen in Wedel die Leinen gelöst.

Verabschiedung vom Radarturm in Wedel
Seitdem lebe ich ohne Unterbrechung durch Heimataufenthalte an Bord des Häwelmann. Hier an Bord ist zwar alles enger als zu Hause. Dennoch fehlt es an nichts:
Schlafzimmer (Vorschiff) mit Schränken
Wohnzimmer (Salon) zwei Sofas, Schränke
Küche (Pantry), Elektrokochplatte, Gasherd/Backofen, Kühlschrank
Arbeitsplatz (Kartentisch)
Bad (im Hafen werden die Sanitäranlagen an Land genutzt)
Gästezimmer (Achterkoje) mit Schränken
Keller (Backskisten)
Balkon (Cockpit) mit Sonnenschutz (Bimini)

Insbesondere, dass ich seit einem Jahr -außer mit ein paar kürzeren Unterbrechungen- ausschließlich Sommerwetter genießen kann, trägt viel dazu bei, dass das Leben an Bord sehr entspannt ist. Ein großer Teil findet draußen statt.

Nach dem Start war das erste Highlight "Segeln satt mit Freunden":

Mit Günther segelte ich elbabwärts über Cuxhaven

Kugelbake

nach Helgoland.

Helgoland in Sicht

Dann auf der Nordsee nach Holland ins Ijsselmeer. Wir haben holländische Gemütlichkeit genossen und Amsterdam erreicht.

Auslaufen aus Harlingen

Dort war Crewwechsel.

Mit Werner zusammen ging es dann den englischen Kanal westwärts entlang der holländischen und belgischen Küste bis nach Frankreich in die Normandie.

Küste Belgien

Beeindruckend waren die erheblichen Wasserstandsunterschiede von bis zu 9 Metern.

Boulogne sur Mer

Die Tide sorgte für schnelle Reisen. Es gibt an der Küste genügend Yachthäfen, die tidenunabhängig angelaufen werden können, sofern kein allzu starker auflandiger Wind weht. Bei der vorherrschenden Ostwindlage, die uns wochenlang sommerliches Wetter bescherte, bestand in dieser Hinsicht keine Gefahr. Auch in Frankreich trafen wir auf freundliche hilfsbereite Menschen, hatten Liegeplätze inmitten historischer Städtchen und mit viel Geschichte. Die Verständigung auf Englisch klappt an der Küste gut.

In Dieppe war erneut Crewwechsel.

Yachthafen von Dieppe mitten im Ort
Sven kam an Bord mit dem Ziel, die Biskaya zu überqueren. Zunächst aber segelten wir überwiegend in Tagesetappen im Englischen Kanal weiter westwärts. Der Abstecher nach Guernsey/St. Peter Port war eine willkommene Abwechslung.

Guernsey/St. Peter Port Einkaufstraße

Wir konnten so ein bisschen Great Britain auf dem Wege mitnehmen. Erst als wir die Landzunge, auf der Brest liegt, gerundet hatten, lag der Englische Kanal hinter uns. Wir legten uns in Camaret sur Mer auf die Lauer für das richtige Wetter für die Biskayaüberquerung.

Camaret sur Mer

Wir haben einen Tipp eines mehrfachen Biskayaüberquerers aus Wedel berücksichtigt und sind trotz schlechten Wetters (Nebel, Kälte, zunehmender Wind) gestartet. Wie auf Grund seiner Erfahrungen

Start zur Biskayaüberqerung

prognostiziert wurden Wind und Wetter täglich besser, was uns eine insgesamt erholsame Biskayaüberquerung ermöglichte.

Traumhaftes Segeln auf der Biskaya

Von La Coruna aus segelten wir um Cap Finisterre bis nach Portosin, das wir Mitte Juli 2018 erreichten. Sven flog von hier aus nach Hause, um nach seiner Auszeit die Arbeit wieder aufzunehmen.

Das zweite Highlight: Barbara hatte ihr Sabbat-Jahr erreicht. Unser Häwelmann ist "Verkehrsmittel" und "schwimmendes Zuhause". Wir haben schöne Segeltörns und Ankertage erlebt: in den Rias Galiciens,

Segeln im Ria
Ankern im Ria de Arousa
Vigo
Combarro

entlang der portugiesischen Küste bis Lissabon

Straßenbahn in Lissabon
sowie über das Madeira-Archipel

Funchal/Madeira
auf die Kanarischen Inseln.

Lanzarote
Während der mehrtägigen Überfahrten

Irgendwo auf dem Atlantik

schauten wir in einen sternenübersäten Himmel und beobachteten Delfine, Wale sowie Schildkröten. Wir hatten morgens Überraschungsbesuch - leider nicht mehr fit.

Fliegender Fisch
Auf zahlreichen Landausflügen reisten wir per Bus, Bahn oder Mietwagen zu Sehenwürdigkeiten, Wanderwegen oder Stränden und erkundeten zu Fuß die nähere Umgebung. So manchen Tag verbrachten wir mit Lesen, Bootsarbeiten oder Einkaufen und Wäschewaschen. Wir ließen uns viel Zeit - eine wunderbare Erfahrung! Unser Ziel, auf den Atlantikinseln zu überwintern, erreichten wir, in dem wir sieben Monate (Ende September 2018 bis Mitte April 2019) auf sieben Inseln waren (Porto Santo, Madeira, Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera). Geburtstage,

😉

Weihnachten, Neujahr und andere Feiertage, die wir unterwegs feierten, verbrachten wir zu zweit oder im Kreise neu gewonnener Freunde. Trotzdem fehlte der Familien- und Freundeskreis von zu Hause. Gut, dass wir über Mobiltelefone und Internet stets den Kontakt mit der Heimat pflegen konnten. Umso mehr freuten wir uns über Besuch von Elke und Dietrich auf Porto Santo, von Nele und Jürgen und Tante Eva auf Teneriffa. Besonders schön war die Zeit mit meinem Sohn Sven und seiner Verlobten Lisa, die als einzige Gäste mit uns 16 Tage an Bord lebten und eifrig segelten.

Von Porto Santo (Madeira Archipel) starteten wir am 03.05.2019 mit einem guten Wetterfenster zurück ans europäische Festland. Wie geplant erreichten wir nach vier Tagen den Hafen Portimao an der Algarve.

Insgesamt war es ein erlebnisreiches Jahr mit vielen neuen Erfahrungen. Ich bin dankbar, dass ich dieses Jahr so unbeschwert verbringen konnte.

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