Sonntag, 2. September 2018

Segeln an der portugiesischen Küste

Leixoes – Aveiro - Nazaré, 100,8 sm, gesamt 1.597,2 sm


Am Montag, dem 26.08.2018, heißt es für den Häwelmann und Lady Jean wieder Leinen los. Es weht schwacher Wind aus NNW 2, die Wellenhöhe beträgt ca. 1m bei langer Dünung und anfangs guter Sicht. Wir setzen das Groß und kommen unter zur Hilfenahme des Motors gut voran. Unter der Küste südlich von Porto sehen wir Nebel wabern. Lady Jean, die vor uns segelt/motort, schickt uns per sms ebenfalls eine Nebelwarnung. 


Wir entscheiden uns von der Küste aus noch weiter auf den Atlantik hinaus zu motoren, bis die Sicht etwas besser wird. Dank AIS und guten Augen können wir eine französische Segelyacht und mehrere Fischerboote gut ausmachen. 


Nach ca. einer Stunde klart es wieder auf. Nach weiteren 4 Stunden nähern wir uns dem Lagunengebiet um Aveiro. Hier gibt es gute Ankermöglichkeiten. Da das Ankergebiet von einem Flusslauf aus angesteuert wird, haben wir Respekt vor den unterschiedlich starken Strömungsverhältnissen in der Mündungseinfahrt. Bei Hochwasser/fast Stillwasser nähern wir uns den großen Molen unter Motor und können schon eine unruhige Wasseroberfläche erkennen. 


Als wir die Molenköpfe hinter uns haben, düsen wir mit 9kn über Grund (6kn Strömung) Richtung Ankerplatz. Dieser ist Dank weiterer langer Molen parallel zum Flusslauf fast strömungsfrei, so dass wir ganz entspannt in Rufnähe zu Lady Jean ankern. 


Am nächsten Tag werden wir vom Regen geweckt, alles sieht herbstlich grau und ungemütlich aus. Wir bleiben also auch den Dienstag hier und haben endlich mal nichts zu erleben und können hemmungslos lesen. Allerdings nehmen wir nachmittags noch einmal den Anker auf und verlegen den Häwelmann auf einen frei gewordenen Platz mit mehr Schwoiraum, da der Wind nach Durchzug des Regengebiets zunehmen und drehen soll. 


Am nächsten Morgen nehmen wir zusammen mit Lady Jean den Anker auf und motoren Richtung Mündung mit ablaufendem Wasser. Wieder haben wir die Strömung mit uns und verlassen sehr zügig dieses Gebiet. 


Wir setzen weiter draußen das Groß im 1.Reff, rollen die Fock aus und versuchen in der recht hohen Welle von ca. 1,70m (laut Windfinder) zu segeln. Wie angesagt nimmt der Wind auf 4Bft zu und wir kommen gut voran. Andrea von der Lady Jean macht noch tolle Segelfotos von uns. 


Da wir gut vorankommen entscheiden wir auf Höhe des nächsten Hafens, Figuera da Foz, bis nach Nazaré durchzusegeln, also nochmal um die 30sm. Wir funken Lady Jean unseren Entschluss zu und vereinbaren uns am nächsten Abend wieder zu treffen, und wir sollten doch einen Liegeplatz für die Lady reservieren. Wir segeln anfangs flott und schaukelnder Weise weiter, müssen aber wegen flauer werdenden Windes die letzten beiden Stunden wieder einmal den Motor zur Hilfe nehmen. Da taucht eine Delfinschule um unser Schiff herum auf. Sie begleitet uns über eine halbe Stunde, sie taucht unter uns durch, macht vor dem Schiff Sprünge über die kabbeligen Wellen, jagt einen Fischschwarm, der vor Schreck aus dem Wasser flieht, und taucht dann ebenso schnell ab und verschwindet.


Den Sonnenuntergang erleben Ove und ich noch auf dem Atlantik und mit dem letzten Büchsenlicht laufen wir in Nazaré ohne Probleme ein. 


Allerdings bekam ich bei der Fahrt vorbei an dem berühmten Leuchtturm von Nazare einen riesigen Schrecken. Wir motorten die ganze Zeit auf 24 Metern Wassertiefe. Plötzlich sprang der Tiefenmesser auf 10.0 Meter, dachte ich, und sah uns schon auf den Felsen sitzen. Ove lachte und meinte, dass wir gerade über 100 -150 Meter Wassertiefe fahren und den tiefsten Unterwasser-Canyon ganz Europas überqueren würden. Dieser Canyon sei auch Ursache für die berühmten bis zu 30 Meter hohen Surferwellen, die bei Sturm aus Süd entstehen können. 


Der Hafen ist um 2100h voll belegt. Wir entdecken eine Möglichkeit ins Päckchen zu gehen, der Eigner ist nicht an Bord, und wir machen dort mit vielen Fendern ablandig fest. Alles bestens! Am nächsten Morgen stehe ich früh (0830h) auf und trinke gerade Cappuccino, als ein junger Mann von der Marina kommt und uns mitteilt, dass wir dort im Päckchen nicht bleiben können. Dass aber gegenüber in einer Stunde eine französische 49 Fuß Yacht ablegen würde und wir den Liegeplatz dann übernehmen könnten. Super, so haben wir es visualisiert! Die Sonne scheint, der Wind weht frisch und wir liegen zum Frühstück schon am zugewiesenen Platz. Danach checken wir ein und bezahlen bis einschl. Sonntag, den 02.09.2018 und melden noch einen Liegeplatz für unsere Segelfreunde von der Lady Jean an, was gut war, denn der Hafen füllte sich nachmittags zügig.

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