Mittwoch, 5. September 2018

Ausgewogenes Landprogramm

Nazaré - Mittwoch, 29.08.2018, bis Dienstag, 04.09.2018
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Nazaré begeistert uns! Wie von Dörte und Felix und Andrea und Andreas empfohlen, haben wir uns einen Liegeplatz im Club Naval da Nazaré einlaufend in den Hafen gleich backbord liegend gesucht. Von hieraus haben wir den kürzesten Weg zum Strand, zur breiten Promenade und zum Ort. 


Nazaré war früher ein reiner Fischerort. Noch heute stehen Gestelle am Strand zum Trocknen der Fische und Tintenfische und portugiesische Frauen in schwarz oder Trachten gekleidet sitzen auf der Strandpromenade und bieten diese Kreaturen zum Verzehr an. Interessant anzusehen, aber für uns nicht sehr appetitanregend. 


Auch die farbig angemalten alten Fischerboote ,,moliceiros“ genannt, die auf dem Strand liegen, erinnern an die Zeit als Nazaré noch ein reiner Fischerort war. 


Nazaré besteht aus drei Ortsteilen, wobei wir nur zwei wahrnehmen. Eine Reihe mit überwiegend modernen Gebäuden steht unten am Meer und diese hat alles was der Tourist begehrt. Hier pulsiert das Leben, und es macht uns Spaß, hier entlang zu spazieren. Diese Unterstadt ist mit einer Standseilbahn mit der Oberstadt, dem eigentlichen alten Ortskern mit alter Kapelle und dem auf der Klippe stehenden  Leuchtturm, verbunden. 


Eine Legende stellt eine Namensherkunft dieser Stadt mit der Skulptur der Jungfrau aus Nazareth in Palästina her. Die Skulptur kam nach Portugal und wurde vom Ritter D. Fuas Roupinho vereehrt. An einem nebligen Tag ...


... verfolgte er einen Hirsch, der an einem Abgrund verschwand. Erschreckt darüber bat D. Fuas die Jungfrau um Hilfe. Sein Pferd hielt sofort an und rettete so das Leben des Ritters. Als Dank ließ er die Erinnerungskapelle erbauen, die wir in der Oberstadt natürlich besichtigt haben. 


Eine Wandmalerei in der hellen Kapelle erinnert an diese Legende. 


Ein balkonartig angelegter Weg führt an der Kante der mächtigen Klippe entlang.


Er ermöglicht atemraubende Ausblicke auf den breiten Strand und die Unterstadt. 


Der Weg führt bis zum Leuchtturm und dem Leuchtturm-Museum. 


Von hieraus haben wir auch einen tollen Blick auf einen weiteren breiten Strand namens Praia do Norte


An diesem Strand gibt es die größten Wellen Portugals, die sich bei südlichen Starkwinden in der mächtigen Unterwasserschlucht oder auch Nazaré-Canyon genannt, aufbauen und sich dann vor dem Strand brechen und auslaufen. 2011 kam dieser Ort durch den hawaiianischen Wellensurfer Garrett McNamara ins Guiness-Buch der Rekorde. Er surfte eine 31m hohe Welle ab und wiederholte dies im Jahre 2013 auf einer noch höheren Welle. m Leuchtturm-Museum haben wir uns beeindruckende Fotos und Filme darüber ansehen können. Die Räume des Leuchtturmgebäudes sind außerdem mit einer Präsentation von mutigen Surfern und Surferinnen und deren Boards gefüllt. Auch ein Jetski, der die Surfer zu den Wellenkämmen zieht oder diese später aus der Brandung rettet, wird hier ausgestellt. 


Natürlich wären wir bei einem solchen Wellenspektakel gern dabei - man soll dann auch geschützt im Hafen liegen können. Aber bis November wollen wir dann doch nicht so gern bleiben. 

Von Nazaré aus unternehmen wir auch wieder einen Ausflug ins Landesinnere. Diesmal fahren wir mit dem Bus in den Ort Batalha, was ,,Schlacht“ bedeutet. Dass Batalha existiert, liegt an der Schlacht von Aljubarrota, die Joao I. im Jahr 1385 gegen Kastilien für sich entscheiden konnte und damit die Unabhängigkeit Portugals sicherte. Er gelobte daraufhin die Errichtung eines Klosters mitten auf grüner Flur. 1387 begann man mit dem Bau, der ca. 200 Jahre später mehr oder weniger fertiggestellt war. Dieses beeindruckende Gebäude zählt ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist ein Dominikanerkloster der heiligen Maria vom Siege, das aus mehreren bedeutsamen Einzelgebäuden zusammengefügt ist. 


Das Hauptportal, die Fassaden und die Kreuzgänge des Klosters sind reichhaltig mit prunkvoller ,,Manuelinik“ verziert. Dieses ist eine nur in Portugal stattgefundene Weiterentwicklung der Spätgotik, die während der Regierungszeit König Manuel I. Anfang des 16. Jahrhunderts stattfand. Gekennzeichnet ist sie durch dekorative unglaublich detaillierte Steinmetzarbeit. Sie wirkt wie geschnitzter Stein.


Besonders beeindruckt hat uns darüber hinaus das Innere der Kirche, das keine pompösen Ausschmückungen hat und durch seine Architektur (Säulen, Kirchenfenster) auf uns gewirkt hat. Mit dazu beigetragen hat auch ein Chor begleitet von Gitarren, der sich für eine bevorstehende Hochzeit einsang. 


Der Kirche schließt sich ein Kapitelsaal an, es ist einer der größten Hallen Portugals ohne Zentralsäule. Heute befindet sich hier eine Gedenkstätte: Das Grab des unbekannten Soldaten. Wir haben hier zufällig den Wachwechsel miterleben dürfen, der stündlich mit laut knallenden Stiefelschritten der Soldaten erfolgt. 


Eine unfertige Kapelle, die sich an der anderen Seite der Kirche anfügt, hat uns durch den fertigen Innenausbau und darin stehenden Sarkophagen, aber mit unfertigen Säulen und ohne Gewölbe und daher mit Blick in den blauen Himmel, begeistert. Alles hat auf uns einen mystischen Charme ausgestrahlt. 


Da wir uns ca. 40 km im Inland aufhalten, ist es mit über 30° im Schatten und warmem Wind sehr heiß. Zum Glück haben wir in den Kreuzgängen und der Kirche angenehme Temperaturen gehabt. Nach der fast 2 ½ stündigen Besichtigung erfrischen wir uns noch mit einem Radler, bis es mit dem Bus zurück an die deutlich frischere Küste zurück zum Häwelmann geht.

Bevor wir am 05.09.2018 nach Lissabon aufbrechen, unternehmen wir noch einmal einen Abendausflug in die Oberstadt.

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