Samstag, 18. August 2018

Baiona und Resumee über die Rias

Vigo – Baiona 12,2 sm, gesamt 1.432,5 sm


Am Dienstag, 14.08.2018, verlassen wir zwar Vigo, aber noch nicht den schönen Ria de Vigo. Morgen ist ein Feiertag in Spanien und da wir erfahren, dass viele Spanier gern an diesem Termin ein verlängertes Wochenende legen, haben wir Sorge, dass die Häfen wieder voll werden könnten. Nachdem wir uns von Andrea & Andreas herzlich verabschiedet haben, geht es zunächst unter Motor in Richtung der vorgelagerten Inseln Illas Cies. Und wieder scheint die Sonne vom blauen Himmel, als wir etwas Wind verspüren, der durch die Düse von zwei Inseln weht. Da das Motorengeräusch nicht zur Kulisse passt, und wir nur noch ca. 6 sm vor uns haben, rollen wir nur die Fock aus. Bei nur 2 Bft. schaukeln wir in der Dünung voran. 


Da ist es plötzlich, das komische Gefühl in Kopf und Bauch. Noch überlege ich still, was das Beste für mich wäre: 'runtergehen und hinlegen, steuern, auf die Cockpitbank legen... ? Ich bitte Ove mir einen Vitamin C-Drink zu machen. Ich bilde mir ein, dass der saure Geschmack und das Vitamin C in hoher Konzentration im Mund meinen Histaminspiegel senken. Dazu steuere ich, bis wir uns einer flachen sich in Richtung Atlantik ziehenden Felsengruppe nähern, an denen sich die Wellen brechen. Hier wollen wir durch, um den Weg nach Baiona abzukürzen. Ich übergebe ... Ove die Pinne und überprüfe die Tiefen der Rinne bei Niedrigwasser auf dem Plotter: 2,30-3,40m. Wir haben zwar kein Niedrigwasser, aber die Dünung hebt und senkt uns ganz gut..., dann Oves Kommentar: ,,Das gefällt mir hier nicht!“ 


Also wieder ein Stück zurück und lieber die nächste Rinne nehmen. Alles ohne Tonnen oder Spieren wie wir es z.B. aus den Schärenfahrwassern in Schweden kennen. Wir verlassen uns auf den Plotter, 7-8m Wassertiefe klingen besser. Ohne Probleme kommen wir durch und wir sehen die schöne Bucht, den Ort Baiona mit einer großen Festungsanlage und langen Stränden. Mir geht es besser- Land und Hafen sind in Sicht! Wir wollen unbedingt in den Hafen unter der Festung, wenn schon denn schon.


Wie wir später erfahren, handelt es sich um den ältesten Yachtclub Spaniens. Wie immer versuchen wir Kontakt zum Hafenmeister über Funk zu bekommen. Keiner meldet sich, der Warteponton ist mit zwei großen ,,Amels“ belegt. Schon wieder alles belegt und reserviert? Wir wollen uns nicht abwimmeln lassen. Also fragen wir bei der 64 Fuß großen Amel an und dürfen längsseits gehen. Ich klettere hinüber und gehe den Steg entlang um mit weiblichem Charme einen Marinero aufzuspüren... und es klappt. Er ist ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Er fragt mich sogar, ob wir ,,Fingers“ oder ,,Mooring“ wollen. ,,Fingers, please“, sage ich. Er funkt das Hafenbüro an. ,, Alles reserviert“, also Mooring als Heckleine. Später lesen wir, dass ,,Fingers“ € 10,- mehr gekostet hätten, pro Tag! Er sieht mich an und meint wohl, dass es angenehmer sei möglichst weit innen zu liegen. Ich nicke und lächle. Er geht mit mir den Steg entlang und zwischen den Masten erkenne ich einen schönen Sandstrand. Auch die mächtige Hafenmole bietet hier einen viel besseren Schutz vor Wellen, als weiter außen am Steg. Er zeigt mir einen Platz zwischen zwei alten Motorbooten, niemand ist an Bord. Das gefällt mir. Der Marinero wartet auf uns. Schnell legen wir ab, zur Freude der ,,Amel“- Besitzer, die schon Sorge hatten, dass wir an ihnen liegen bleiben könnten, was bei dem entstehenden Schwell von den Motorbooten und Fähren verständlich wäre. Wir legen mit dem Bug am Steg an und der Marinero gibt mir eine glitschige Leine, an der der Festmacher für unseren Häwelmann hängt. Der freundliche Marinero erklärt uns noch, wo wir uns anmelden können und verlässt uns. Wir benötigen noch etwas Zeit um die Mooringleine sicher anzubringen und sind happy über den schönen Platz. 


Wir bleiben 4 Tage hier und diese sind ausgefüllt mit langen Spaziergängen um die Festung herum und durch die Festungsanlage. Heute ist hier ein edles Hotel errichtet mit Restaurants und einer Bar, alles mit Blick auf die Bucht und den Atlantik. Hier genießen wir ein kühles Bier und die beeindruckende Aussicht. 


Wir erklimmen einen Berg mit einer mächtigen steinernen Schutzpatronin der Seefahrer.


Zur Erfrischung nach den langen Wanderungen gehen wir schwimmen. Abends schlendern wir durch die Altstadt.


Das erste Eis dieser Reise gibt es hier in Baiona.


Eine besonders interessante Besichtigung ist der Nachbau der ,,Pinta“, eines der drei Segelschiffe aus der Flotte, mit der Kolumbus Amerika entdeckte. Die Pinta lief auf ihrer Rückkehr aus Amerika hier in diese Bucht ein unter Kapitän Martin A. Pinzon. Baiona ist noch heute sehr stolz auf diesen Teil seiner Geschichte.


Aus heutiger Sicht würde man die Reisemitbringsel damaliger Zeit sicherlich kritisch sehen ...



Abschied von den Rias, Galicien und Spanien


Ein großes Dankeschön an unsere Segelfreunde Britta & Jens mit ihrer ,,Lili“ sowie Dörte & Felix mit ihrer ,,Festina Lente“, die mit ihren fast baugleichen Faurbys vor uns dieses Revier besegelt haben. Sie haben uns eindringlich nahegelegt uns viel Zeit in den Rias zu lassen. Wir haben ihre Empfehlung beherzigt und haben uns über 4 Wochen in den vier größten der 11 Rias Zeit gelassen und diese traumhaft schöne Umgebung ausgiebig  genossen. Wir haben viele schöne, sichere Ankerbuchten, gepflegte Häfen mit freundlichen, hilfsbereiten Mitarbeitern, gut erhaltene Altstädte und immer wieder herrliche Ausblicke auf die hügelige Landschaft erlebt. Besonders gut hat uns gefallen, dass es hier an den langen Küstenabschnitten nur wenige Bausünden, also Bettenburgen, gibt. Überall an den Hügeln überwiegen flachgeschossige Häuser mit roten Ziegeldächern, eingebettet in viel grüne Landschaften.


Das Klima dieser Region ist für uns perfekt. Jeden Tag Temperaturen zwischen 20 und 26 Grad, bis auf eine viertägige Hitzewelle von bis zu 37 Grad mit Flaute, die selbst für dieses Gebiet sehr ungewöhnlich ist. Ansonsten weht hier immer ein angenehmer frischer Wind. Auch die Preise für die Liegeplätze zwischen € 22,-, € 33,- und max. € 39,- (Ausnahme) sind in Ordnung. Hier werden die Liegeplatzgebühren nach Metern berechnet, z.B. € 2,60 pro Meter, da kommen dann auch Centbeträge zum Tragen. Die Lebensmittelpreise in den Supermärkten sind besonders für Brot, Getränke, Obst und Gemüse deutlich günstiger als bei uns. Auch das Essengehen in den Tapas-Bars und Restaurants ist erschwinglich. Z.B. zahlten wir für ein Glas Wein oder Bier um die € 2,- oder für ein Fischgericht um die € 10,- und für eine Tapas-Portion um die € 5,-.

In den nächsten Tagen werden wir dieses Gebiet verlassen, was uns so gut gefallen hat! Die nun vor uns liegenden Segeltouren werden vollkommen anders und auch navigatorisch anspruchsvoller sein. Der folgende Küstenabschnitt in Portugal hat keine Einschnitte mehr wie die Rias, sondern ist grade und grenzt direkt an den Atlantik. Fluss- und Hafeneinfahrten sind unmittelbar der Dünung des Atlantiks ausgesetzt. Nicht alle Häfen können jederzeit angelaufen werden, da häufig Sandbänke in deren Einfahrten vorgelagert sind. Auf diesen bricht sich die Dünung und es können sogenannte Grundseen entstehen (selbst bei wenig Wind oder sogar Flaute), die für kleinere Boote wie unseres gefährlich sind.

1 Kommentar:

  1. Wow, eure Reise hört sich wirklich wunderschön an. Wir müssen Baiona auch unbedingt mal anfahren, das haben wir auch schon länger vor. Und zu deiner Vermutung: ja, Vitamin C senkt tatsächlich deinen Histamin-Spiegel, es hat nämlich eine antihistaminische Wirkung (kannst du auch hier nachlesen: www.vitaminexpress.org/de/vitamin-c). Dein Körpergefühl trügt dich da nicht. Ich wünsche Euch noch eine wundervolle Reise!

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