Samstag, 9. März 2019

Ausflüge auf La Gomera


La Gomera, 0 sm 


Nordwesten: Hermigua, Agulo und Vallehermoso, 20.02.2019

Obwohl La Gomera die zweitkleinste Kanareninsel ist, hat sie uns viel zu bieten. Es gibt einzigartige Naturlandschaften mit abwechslungsreicher Flora und sehr gute Wandermöglichkeiten, außerdem nette kleine Ortschaften zum Einkehren und Verweilen. Zunächst mieten wir uns für 5 Tage ein Auto um uns dank der sehr gut ausgebauten Straßen leicht einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Allerdings: Die Geschwindigkeit mit dem Auto ist selten schneller als 40 km/Std., da sich Serpentinen aneinanderreihen. So wird eine einfache Entfernung von 15 Kilometern leicht drei Mal so lang und dauert auch entsprechend.


Der erste Ausflug führt uns von San Sebastian in den Nordwesten. Abgesehen von der Inselmitte ist der Norden La Gomeras die grünste und lieblichste Inselregion. Die Fahrt führt uns zunächst nach Hermigua. Dieser gepflegte Ort mit viel Gün zieht sich kilometerlang das Tal hoch. Etwa die Hälfte der Bananenproduktion La Gomeras kommt aus Hermigua. Von einer Anhöhe blicken wir auf den langen dunklen Kiesstrand, der Playa de Hermigua, von hier aus lassen sich auch gut die Reste der ehemaligen Bananen-Verladestation erkennen.


Bei der guten Sicht heute können wir auch hinüber nach Teneriffa Richtung Los Gigantes und auf den Teide blicken.


Weiter geht es mit dem Auto in den Ort Agulo. Dieser Ort gilt als eines der hübschesten Inseldörfchen. Wir schlendern durch enge Gassen und an Gemüsebeeten und Bananenplantagen vorbei


bis zur Kuppelkirche, deren  maurisch angehauchter Stil ihr den Namen La Mezquita  eingebracht hat (so heißt die berühmte Moschee in Cordoba).


Bei genauerem Hinsehen entdecken wir in luftiger Höhe den bei vielen Touristen beliebten Mirador de Abrante mit dem Skywalk, den wir aber auslassen werden...


Bei der Weiterfahrt kommen wir durch den verstreut angesiedelten Ort Las Rosas. Immer wieder haben wir schöne Ausblicke in die Bergwelt.


Ein weiteres Ziel des heutigen Ausflugstages ist der Ort Vallehermoso, was so viel heißt wie ,,schönes Tal“. Von weitem sieht man schon sein eindrucksvolles, 650m hohes Wahrzeichen, den Roque Cano, zu dem wir zu einem späteren Zeitpunkt noch wandern werden.

Der Ortskern Vallehermoso gruppiert sich um die Iglesia San Juan Bautista, eine relativ große Dorfkirche mit einigen verfallenen Häusern.

In der Nähe befindet sich auch der Dorfplatz mit einigen Restaurants, in denen auffallend viele Wanderer einkehren. Nach einem Tag mit vielen besonderen Eindrücken machen wir uns auf den Rückweg und fahren dieselbe Strecke wieder zurück zum Hafen.


Süden: Playa de Santiago, 21.02.2019 

Für den nächsten Ausflugstag haben wir uns entschieden in den Süden der Insel nach Playa de Santiago zu fahren. Wieder schrauben wir uns von San Sebastian die Serpentinen hinauf und hinunter. Es ist wieder ein Tag mit herrlich klarer Luft, die uns schöne Weitblicke verspricht.


Der Süden ist, wie schon gesagt, deutlich trockener.


Daher sind wir überrascht, als wir den alten Fischerort mit seinem kleinen unruhigen Yachthafen und seinem in eine Höhle gebauten Restaurant erreichen,


denn dieser Ort hat sich durch den Bau eines schicken Ferienortes mit Golfplatz durch den Investor/Reeder Fred Olsen positiv verändert. Auffällig sind die vielen Grünanlagen mit blühenden Sträuchern und Palmen, die die sonst sehr trockene Landschaft beleben. Natürlich hat dies seinen Preis, da alles nur durch künstliche Bewässerungen möglich ist.


Wir fahren weiter über Alajero nach Norden Richtung Igualero. Hier wird die Landschaft wieder grüner, und wir entdecken ein paar blühende Mandelbäume.


Kurz vor dem höchstgelegenen Ort der Insel, Igualero (1300m), folgen wir einer Piste zum 100m entfernten Aussichtspunkt mit Kapelle namens Mirador de Igualero. Hier befindet sich auch ein Denkmal für die ausgeklügelte Pfeifsprache ,,El Silbo" (span. ,,der Pfiff"), die bis heute auf La Gomera erhalten bleiben konnte. Man kann sich mit ihr über tiefe Schluchten hinweg bis über 6km weit verständigen. Seit 1999 ist El Silbo Pflichtfach an Grundschulen, seit 2009 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.


Diesen Mirador wollen wir bei der guten Sicht an diesem Tag unbedingt mitnehmen. Wir werden mit einer atemberaubenden Aussicht auf die zwei Vulkankegel der Insel La Palma belohnt. Wir sind gerade die einzigen Besucher dieses schönen Platzes.


Von hier aus haben wir auch einen sehr guten Blick auf das Heiligtum der Ur-Gomeros, die Fortaleza de Chipude. Den Südwesten der Insel beherrscht ein markanter Tafelberg, der sich südöstlich von dem Ort Chipude erhebt. Die Fortaleza(span. für Festung) war bereits den Ur-Gomeros heilig, was Hinterlassenschaften aus spanischer Vorzeit bezeugen.


Von diesem magischen Ort aus begeben wir uns auf den Heimweg. Immer wieder bestaunen wir die Ausblicke in tiefe Schluchten, auf markante Felsformationen und auf die wilde Natur. 


Einen Stopp müssen wir aber doch noch vor Sonnenuntergang einlegen
und zwar bei den Los Roques, die sich in unmittelbarer Nähe der Hauptverkehrsstraße nach San Sebastian befinden. Hierbei handelt es sich um sogenannte Felsnasen (Roque Agando, Roque Zarcita, Roque Ojila). Es sind die Füllungen ehemaliger Vulkanschlote. Die weicheren Schichten rund um den Felsen wurden durch Erosion im Lauf der Jahrtausende abgetragen. Bei der guten Sicht heute haben wir einen atemberaubenden Blick ins Tal bis zum Atlantik.


Es kann hier aber auch bei Starkwind und Bewölkung ganz mystisch aussehen.



Westen: Valle Gran Rey, 22.02. und 8.3.2019

Valle Gran Rey bedeutet ,,Tal des Großen Königs“. Zur Zeit der Ur-Gomeros hatte hier der mächtigste der Inselkönige seinen Sitz.


Außerdem gehört dieses Tal zu den schönsten Landschaften der Kanarischen Inseln. Ausgedehnte Palmenhaine füllen die Schluchten und den Talgrund. Auf terrassierten Feldern werden Bananen, Papayas und Zitrusfrüchte angebaut. Einen besonders eindrucksvollen Blick in dieses besondere Tal haben wir vom Mirador Cesar Manriqueoder auch Mirador del Palmarejogenannt. Zu dem Mirador gehört ein Restaurant, dessen große Panoramafenster einen prächtigen Blick ins Valle Gran Reyfreigeben. Dieses Restaurant war geschlossen, aber wir haben von den dort angelegten Terrassen herrliche Ausblicke gehabt 


und haben uns die dazugehörige Gartenanlage mit einem der typischen Windspiele von Manrique angesehen.


Im Valle Gran Rey begann Anfang der siebziger Jahre des 20.Jh.s der Tourismus auf La Gomera. Damals ließen sich in diesem wunderschönen Tal viele ,,Aussteiger“, vor allem aus Deutschland nieder. Bis heute mischen sich Rucksacktouristen und Pauschalurlauber in diesem Tal mit den noch vorhandenen Aussteigern. Daraus ergibt sich eine bunte Gästeschar und diese trägt zum Reiz des Valle Gran Rey bei. 
Vor allem konzentriert sich der Tourismus hier auf vier verschiedene Ortsteile. Der erste Ort ist das an den Hang geschmiegte La Calera, 


das wir zu Fuß über viele Treppenstufen erkunden, da der größte Teil der Gassen nicht mit Autos befahren werden kann. Es ist ein farbenfrohes Viertel.


Außer Appartements werden hier auch verschiedene Kurse, z.B. trommeln auf selbstgebauten Trommeln, angeboten.


In unmittelbarer Nähe liegt der Hafenort Vueltas vor einer gigantischen Felsenkulisse.



Er verfügt über einige Yachtliegeplätze und eine Ankerbucht, die aber oftmals einer unruhigen Dünung ausgesetzt sind.


Außerdem gibt es hier zwei dunkle Sandstrände, Fischrestaurants und indisch angehauchte Butiken.

Auch die beiden sich nördlich anschließenden Ortsteile entlang der Atlantikküste La Puntilla und La Playa, die durch eine lange Strandpromenade miteinander verbunden sind, sind touristisch angelegt. Es handelt sich hierbei allerdings um wenige zwei- bis dreigeschossige Gebäude mit Grünanlagen, was diese Orte sehr ursprünglich erscheinen lässt.

 

Wir sind von Vueltas über den Ort La Puntilla entlang der Uferpromenade nach La Playa gelaufen.

In La Playa haben wir direkt am Wasser mit Blick auf den Felssteinstrand und die tosende Brandung leckere deutsche Torte gegessen und beim Weggehen noch deutsches Graubrot eingekauft. Ein Must Have von unseren Segelfreunden Britta und Jens empfohlen, vielen Dank dafür! 


Ein weiteres Must Have ist der Sonnenuntergang, den wir von der Strandpromenade ab 1900 Uhr zusammen mit vielen anderen Touristen erleben. Das Besondere dabei ist, dass Althippies diesen mit Trommeln und anderen Musikinstrumenten musikalisch jeden Abend begleiten.


Uns haben das Tal und besonders das Flair der verschiedenen Ortsteile sehr gefallen. Wir werden wiederkommen!


Norden: Wanderung zum Roque Cane, 23.02.2019

Unsere Segelfreunde Kathrin und Peter von der Florentine bieten uns an, uns in die Berge nach Las Rosas zu fahren, damit wir von dort eine schöne Wanderung, meist abwärts, nach Vallehermoso machen können. Die beiden fahren dann das Auto in den Ort und holen uns dort ab.
Es ist ein heißer Tag, denn es ist Calima-Wetter, was auch bedeutet, dass wir keine Weitsicht haben, da die Luft mit Wüstensand durchsetzt ist. Zunächst führt uns ein breiter Wanderweg durch schattige Waldstücke bis zu einem kleinen Hof. 


Von dort aus wird der Weg schmaler und die Landschaft felsiger. Von den Felsen strahlt die Hitze ab und wir fangen an kleine Trinkpausen unter vereinzelt stehenden schattenspendenden Bäumchen einzulegen.


Auf schotterigem Untergrung nähern wir uns beim Abwärtsgehen in Serpentinen dem großen Roque Cane.


Gleichzeitig haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf unseren Zielort Vallehermoso. Den Atlantik und Teneriffa können wir heute leider nicht erblicken.


Nach knapp drei Stunden erreichen wir den Dorfplatz in Vallehermoso. Kathrin und Peter erwarten uns bereits in einem Restaurant. Wir freuen uns auf gekühlte Getränke und blicken von unseren Sitzplätzen aus hinauf zu ,,unserem“ Roque. Nach der Pause geht es zurück in den Hafen von San Sebastian.



Inselmitte: Lorbeerwald und Gipfelstürmer, 24.02.2019 

Am nächsten Tag, es ist noch immer sehr heiß, folgen wir Peters Empfehlung eine Wanderung durch den ,,Lorbeer(regen)wald“ zu machen, der sich über weite Strecken des Parque Nacional de Garajonay zieht.
Das Bergmassiv im Zentrum von La Gomera, rund um den Garajonay, dem höchsten Berg (1487m), steht seit 1981 unter Naturschutz und hat seit 1986 den Status UNESCO Weltnaturerbe erlangt. Das besondere des Nationalparks sind die Lorbeerwälder, die vor Jahrmillionen den gesamten Mittelmeerraum bedeckten, die man heute jedoch in dieser Geschlossenheit nirgendwo sonst mehr findet. Auf La Gomera konnten sie dank des gemäßigten ozeanischen Klimas überleben und wohl auch dank der Tatsache, dass die steilen Berghänge im Zentrum der Insel landwirtschaftlich nicht nutzbar sind. Sie fielen keiner Rodung zum Opfer. Eine ständige Gefahr waren und sind jedoch Waldbrände.
Nach einer serpentinenreichen Autofahrt erreichen wir das Zentrum der Insel und sind umgeben von Lorbeerwäldern. Von einem Parkplatz aus, auf dem schon viele Autos anderer Wanderer parken, wollen wir losgehen. Leider stelle ich fest, dass mein linker Wanderschuh auf einen Knöchel drückt, während der gestrigen Wanderung hat sich unbemerkt eine Blase gebildet. Also trage ich stattdessen meine Wandersandalen mit Strümpfen. Es geht sofort steil bergab auf Stufen in den Lorbeerwald hinein. 


Alles sieht sehr verwunschen aus, da von den Ästen Moose wie Geistergewänder herabhängen. 


Da es sich hier gerade frühlingshaft anfühlt, passen die blühenden mächtigen Löwenzahnpflanzen sehr gut ins Bild.


Nach einer halben Stunde Abwärtsmarsch durch den Lorbeerwald denken wir schon mal an den steilen stufigen Rückweg, da kehren wir doch jetzt lieber schon mal um. Außerdem können wir vor lauter Bäumen gar nicht in die sonst so herrliche Weite gucken... .


Zurück am Auto beschließen wir noch einen anderen Wanderweg auszuprobieren, es ist die lila Route Nr.7 und führt uns auf den höchsten Berg der Insel den Garajonay. Schon nach kurzer Zeit auf breitem gepflasterten Weg aufwärts, eröffnen sich uns schöne Ausblicke. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir viele schwarze Äste von Sträuchern und Bäumen, die aus üppigem Grün (Baumheide) herausragen.


Eine Hinweistafel erläutert uns, dass 2012 hier ein schwerer Waldbrand gewütet hat und man danach dieses Gebiet der Natur zur Regeneration sich selbst überlassen hat. Wir sind beeindruckt was in sieben Jahren nachwachsen konnte. 


Auf gut angelegtem Sandweg erreichen wir 30min später den Gipfel, auf dem noch Steinsymbole von den Ur-Gomeros gut sichtbar sind. 


Wir haben einen herrlichen Blick über die grüne Insel. Eigentlich sollte man von hier auch einen fantastischen Blick auf die Inseln Teneriffa und La Palma haben, aber der Calima mit seinem Sand macht dies auch heute nicht möglich. Nur ein paar Mal lässt sich der oberste Teil des Pico del Teide erahnen.


Wieder geht ein besonderer Tag unserer Reise zu Ende und wir kehren zufrieden zu unserem Häwelmann zurück.

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