Dienstag, 12. März 2019

Karneval in San Sebastian de La Gomera

La Gomera, 0 sm


,,Carnaval San Sebastian de La Gomera"

In unseren Erinnerungen an La Gomera wird immer auch die Karnevalszeit vom 22.02. bis 10.03.2019 bleiben. Die Gomeros haben verschiedene Highlights in ihre Carnaval-Zeit eingeplant, die wir uns aus einem extra für diese Zeit angefertigten Flyer mit Peters Spanischkenntnissen heraussuchen konnten. 


Meist zu viert oder zu fünft stürzen wir uns ins Getümmel, das im leicht erreichbaren Ortskern und am Hafen stattfindet.


Samstag, 02.03.2019, ,,Gran Coso del Carnaval"

Bereits als wir den Yachthafen verlassen, begegnen uns schon viele verkleidete und unverkleidete Menschen, die den Karnevalsumzug begleiten wollen. Wir suchen uns mit vielen anderen einen Standort in der breiten Fußgängerzone aus, um den Zug beobachten zu können. Von weitem hören wir bereits lautes Trommeln. Etwas später erkennen wir die Karnevalskönigin in ihrem roten monströsen Kostüm, das von einem rollenden Untergestell, das für uns unsichtbar ist, getragen wird. Freundlich winkend und lächelnd schreitet sie auf uns zu.



Es ist schon sehr beeindruckend für uns Norddeutsche diese Veranstaltung mitzuerleben. Etwas später entdecken wir die Kinderkarneval-Prinzessin und die zweitplatzierte Königin in Pink auf einem großen Wagen. Unmittelbar vor uns stoppt der Zug, die Spitze des Zeltes unter dem die Prinzessin steht, hat sich in einer Oberleitung verfangen. Helfer eilen herbei und es kann weitergehen.


Was uns besonders gefällt sind die vielen Familien, die sich unter einem bestimmten Motto kostümiert haben, z.B. Bienenkorb mit Bienenschwarm, Köche oder Clownsfamilie, alle haben viel Spaß, wobei dieser etwas verhaltener ist, als bei uns in der 5. Jahreszeit.


Vielleicht liegt es daran, dass keine ,,Karamelle“ fliegen. Sogar der Samba-Rhythmus der Trommler heizt den Zuschauern nicht so richtig ein. Einmal fange ich spontan an zu tanzen und mitzuklatschen und erhalte sofort ein Thump-up von einem Trommler. 


Der Umzug endet auf der Plaza de Las Americas. Die bunten Wagen parken entlang der
Uferpromenade,


und die Party geht mit viel lauter Musik unter dem großen Festzeltdach auf dem Platz bis in die frühen Morgenstunden weiter. Wir genießen noch eine Weile das Treiben und ziehen uns dann zum Absacker auf die Florentine zurück.


Rosenmontag, 04.03.2019, ,,Dia de los Polvos de Talco"

Auf diesen Tag freuen wir uns alle schon ganz besonders! Für das Fest heute verkleiden sich die Gomeros ganz in weiß und möglichst im Kolonialstil. Wir haben gehört, das mit dieser Bekleidung die Kolonialbürger aus Südamerika zurück nach La  Gomera und La Palma kamen und sich sehr arrogant gegenüber den Einheimischen verhielten. Hinzu kam, dass sie Ureinwohner als Bedienstete mitbrachten. Deshalb verkleidet sich meist ein Mann als dralle Dunkelhäutige mit Afrokrause in bunter Frauenkleidung. Das besondere an diesem Fest ist, dass das Weiß durch verstauben von Babypuder noch verstärkt wird. Tage vorher hat Kathrin uns schon mit Babypuder ,,bewaffnet“! Klar, dass wir da mitmachen! 

Bereits am Nachmittag erhalten wir Whatsapp -Nachrichten und ein Foto von unseren Segelfreunden Doris und Kalle von der Blue Sun und Martina und Christian von der Tiger Blue. Sie befinden sich auf La Palma und dort ist das Pulverfest bereits tagsüber in vollem Gange. 


Das steigert unsere Vorfreude, denn wir beide sowie Kathrin, Peter und deren Besuch Johanna aus München müssen uns noch bis 1930 Uhr gedulden. Wir haben uns keine weißen Spitzenkleider und Hüte gekauft, ziehen aber helle Kleidung an, damit wir uns dazugehörig fühlen. Ove will sich lieber raushalten - wenn der wüsste...;) Peter ist unser Fotograf und bewaffnet sich mit einer ,,alten“ Kamera. Vielen Dank für die stimmungsvollen Fotos! Diesmal gehen wir alle zum Kirchplatz, dort hören wir schon lateinamerikanische Rhythmen die Straße herunterschallen, auch die ersten großen Staubwolken sind im Licht der Straßenlaternen gut zu sehen. 

Dann ist es soweit: Der Zug zieht an uns vorbei, und das Babypuder fliegt auf uns zu. Übermütige schütten uns Unmengen in die Haare oder klopfen es auf unseren Schultern in die Kleidung ein, da müssen wir uns wehren, und wir pulvern mit. Was natürlich zur Folge hat, dass sich die ,,Angriffe" vermehren. Über der ganzen Szenerie schwebt der Duft des Puders. Auch Ove bleibt nicht verschont und muss einen Angriff, der ihn von hinten überrascht, über sich ergehen lassen. Egal - dabeisein ist alles. 


In diesem Umzug ziehen auch weiß gekleidete Musiker mit Gitarre, Akkordeon und Trommeln mit. Uns umgibt eine tolle ausgelassene Stimmung.

Unser Fotoreporter Peter ,, mittendrin"
Der Zug stoppt wieder auf der Plaza de Las Americas. Die Party findet diesmal aber nicht unter dem Zeltdach statt, sondern vor einem eingeschossigen historischen Gebäude vor dem sich eine mehrköpfige Band positioniert hat. Schon nach den ersten Klängen wird getanzt was das Zeug hält und zwar unter dicken Benjaminficusbäumen ....  und Staubwolken. Denn natürlich wird kräftig weiter gepudert. Kostenlos werden weitere Mengen an Babypuder verteilt, damit das Stauben pausenlos weitergehen kann. Wir sehen Menschen mit Mundschutz, was wir gut nachvollziehen können. Gegen 2230 Uhr endet nach zwei Zugaben! die Musik und damit die ausgelassene Tanzparty. Pulvern geht aber auch ohne Musik ....


Wir brauchen eine Trinkpause und Peter und Kathrin spendieren einen kräftigen Rumcocktail.


Danach schlendern wir zurück zum Yachthafen und klettern ins Cockpit. Dort ist Klamotten ausziehen angesagt und anschließend wird zu später Stunde geduscht – so verstaubt kommt niemand in den Salon und in die Koje!
Die Party an Land geht wieder weiter bis in die frühen Morgenstunden. Am nächsten Tag sind ständig die Waschmaschinen in der Laundry belegt und auf vielen Schiffen wird auffallend viel Kleidung getrocknet.

Der Punder schlägt sich auch auf unserem Bimini nieder.




Freitag, 08.03.2019, ,,Tradicional Entierro de la Sardina"

Was bei uns in Deutschland der Aschermittwoch ist, ist hier der Freitag mit der ,,Beerdigung" der Sardine am Strand. Diesmal treffen sich alle Umzugsteilnehmer in dunkler Trauerkleidung. Wir fünf gehen wieder zum Kirchplatz und warten dort auf die aufgebahrte Sardine und den Trauerzug. Auch dieser Zug wird von Trommlern begleitet, die natürlich langsam und monoton auf ihre Trommeln schlagen und den Zug zum Strand begleiten. 


Hinter der Sardine schreiten in eleganter Trauerkleidung Männer und Frauen, die ihrer Trauer um die Sardine laut und geräuschvoll Ausdruck verleihen. 


Ein männliches Klageweib (im Trauerkleid) klagt so hysterisch, dass andere sie/ihn mit einem Schluck Alkohol zu beruhigen versuchen. Ein Mann in Kirchentracht trägt eine pinke Plastikschüssel und bespritzt mit einer Schöpfkelle die Umstehenden mit Wasser. 


Es gibt viel Kurioses zu entdecken und wir reihen uns schluchzend in den Marsch bis zum Strand mit ein.



Hier verteilen sich alle auf der Promenade, keiner darf wegen des Funkenflugs auf den Strand. Es ist recht windig und böig.


Noch einmal heftiges Aufschluchzen, als die bunte Pappmaschee-Sardine in Feuerwerk und Rauch aufgeht.


Zum krönenden Abschluss gibt es noch ein lautes buntes Feuerwerk, das im Winde verweht. 


Was für erlebnisreiche Tage gehen nun zu Ende. Wir werden ein wenig wehmütig. Auch unser Abschied von La Gomera, unserem südlichsten Ziel unserer Reise, rückt unweigerlich näher. Und wir planen unseren Rückweg.... .

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