Mittwoch, 13. März 2019

Step by Step

Wir haben fast vier Wochen auf La Gomera verbracht, länger als anfangs geplant. Es ist uns nicht langweilig geworden, da -wie bereits beschrieben- die Insel sehr abwechslungsreich ist und wir mit Kathrin und Peter von der Florentine nette Gesellschaft und gemeinsame Ausflüge gehabt haben. 

Allerdings ist auch die Reparatur der Decksdurchführung der Vorsegel-Rollanlage fällig geworden. Schon bei den Rollmanövern während der letzten Segeltage machen sich ein schon bekanntes Ruckeln und Schwergängigkeit bemerkbar, welche auf defekte Lager in der Decksdurchführung schließen lassen. Wir kennen dies leider, da die Anlage schon einmal deswegen zur Reparatur war. Kathrin und Peter erwarten Besuch aus München von Johanna – für uns die Gelegenheit einer problemlosen Ersatzteilversorgung. Denn die Kanaren sind nicht EU, sondern ein durch die Zugehörigkeit zu Spanien angegliedertes Außengebiet der EU mit eigenen Zoll- und Steuerbestimmungen. Es ist unter Seglern bekannt, dass Pakete schon mal so lange im Zoll hängen bleiben können, dass sie ihren Empfänger deutlich verspätet oder gar nicht erreichen, da sie zurückgeschickt statt einklariert werden.

Nach vielen Telefonaten und Mails mit dem Hersteller der Rollanlage gelingt es, dass wir am Freitag, 01.03.2019, mit der Ankunft von Johanna unser Ersatzteil bekommen. Vielen Dank Johanna, du hast und toll geholfen!


Vorbereitend sind bereits das Vorsegel abgeschlagen, das Rigg entlastet und stattdessen mit Fallen nach vorn abgestützt sowie das Vorstag von der Rollanlage gelöst und beiseite gebunden.


So dauern der Austausch und neuer Riggtrimm nur 3 ½ Stunden. Das Vorsegel kann bei der Gelegenheit gut kontrolliert und eine kurze Naht nachgenäht werden. Bei der nächsten Flaute ein paar Tage später wird es wieder gesetzt.



Immer wieder diskutieren wir in dieser Zeit auf La Gomera unseren weiteren Törnverlauf: 
> Wie erreichen wir am besten die Küste Portugals, möglichst die Algarve?
> Sollen wir noch nach La Palma?
> Sollen wir von La Palma bei entsprechendem Wetterfenster direkt nach Madeira/Porto Santo?
> Sollen wir wieder nach Lanzarote für einen besseren Windwinkel und Ausgangspunkt nach Madeira/Porto Santo?
> Von La Palma nach Madeira/Porto Santo ist es fast genauso weit wie von dort nach Lanzarote, rd. 260 sm. Lohnt sich der ,,Umweg"?
Im Ergebnis entscheiden wir uns dafür, dass wir zunächst bis Arrecife auf Lanzarote segeln, um von dort den Absprung Richtung Portugal zu bekommen. Mit entscheidend ist, dass lt. den Routenempfehlungen in der Fachliteratur die beste Zeit für die Fahrt zur portugiesischen Küste die Monate April und Mai sind. Daher wäre eine Überfahrt jetzt zu früh. Wir haben also noch genügend Zeit, um es uns hier auf den Kanaren noch einige Wochen weiterhin gut gehen zu lassen.


Wir sind am Sonntag, 03.03.2019 wieder segelklar. Ein Blick in die Windvorhersage zeigt uns allerdings, dass für die kommenden Tage zwischen den Inseln mit Starkwind zu rechnen ist: Die Acceleration-Zones sind deutlich zu erkennen. Das Bild zeigt lediglich die durchschnittliche Windstärke, noch nicht die Böen.


So entscheiden wir uns, gleich noch eine weitere Woche zu bleiben und den Karneval zu erleben (siehe vorheriger Blogbeitrag). Der starke Wind sorgt allerdings auch dafür, dass von den Bergen und vom Strand feinster schwarzer Sand und Staub herangeweht kommen und zielgenau auf dem Häwelmann niedergehen. Trotz Säuberung quillt noch tagelang aus allen möglichen Ecken und Beschlägen an Deck Schwarzes hervor.




San Sebatian de La Gomera – San Miguel/Teneriffa 28,5 sm,
gesamt 2.793,6 sm



Nach fast vier Wochen auf La Gomera laufen wir am Montag, 11.03.2019, aus San Sebastian de La Gomera aus. Im Yachthafen ist es fast windstill. Wir holen uns über VHF das OK von der Harbour Port Control zum Auslaufen. Um 1100h verabschieden uns Kathrin und Peter und lösen unsere Festmacher. Nach 30 Minuten unter Motor setzt sich NE-Wind Stärke 4 durch. Das Wasser voraus ist deutlich mit Schaumköpfen übersäht. Wir rechnen also mit noch mehr Wind und rollen daher lediglich das Vorsegel aus. 


Mit halbem Wind entfernen uns mit rd. 6 kn Geschwindigkeit über Grund von der Insel. Mit zunehmendem Abstand von La Gomera ändert sich die Windrichtung immer weiter bis auf NW. Die Ablenkung durch die hohen Berge von La Gomera und Teneriffa sorgt für die Winddrehung und Böen bis 28 kn, Bootsgeschwindigkeit bis 8,5 kn ü.G. Da gönne ich Sir Henry gern eine Pause und übernehme die Pinne lieber selbst. 


Um 1430h haben wir die Windabdeckung von Teneriffa erreicht. Das Vorsegel wird eingerollt und der Motor gestartet. Gut eine Stunde später ein vollkommen anderes Bild: Wind E 5-6 Bft und entsprechende Wellen – also alles „auf die Nase“. Es wird eine mühsame schaukelige Fahrt, bis wir um 1700h die Hafeneinfahrt von San Miguel passieren. 


Nun liegen wir längsseits an einer unbewohnten Motoryacht mit Blick auf den Teide – ruhig als wäre nichts gewesen.

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