Samstag, 13. Oktober 2018

Leslie

Sturm auf Porto Santo, 0 sm

Wir haben die ganze Zeit herrlichstes Sommerwetter gehabt. In der Sonne ist es heiß, alle Aktivitäten  werden auf den späten Nachmittag verschoben. Die Wassertemperatur ist mit 24° überraschend warm geworden und lädt immer wieder zur Erfrischung ein.


Es ist aber klar, irgendwann muss es uns auch erwischen, so herrlich unkompliziert kann es auf Dauer nicht bleiben. Fünf Monate haben wir jetzt schon Sommer. Beim Klönschnack mit anderen Seglern rückt auf einmal dasThema Wetter in den Mittelpunkt mit dem Hinweis, dass sich ein tropischer Sturm irgendwo auf dem Atlantik gebildet habe, dessen Zugrichtung noch unklar sei. Daher wird seit Tagen gerätselt: Welche Zugbahn nimmt ,,Leslie“? Erst am Freitag, 12.10.2018, wird in den Online-Wetterdiensten durch die Animationen deutlich, dass „Leslie“ Porto Santo nur streifen und nördlich an uns vorbeiziehen und nicht wie vorher errechnet über uns hinwegziehen wird. Erleichterung macht sich überall breit.

(Porto Santo ist die "4" im Bild)


Wir gehen am Freitag Nachmittag noch schwimmen und bemerken, dass die Wellen bereits deutlich höher geworden sind. Der Sturm schickt seine Wellen voraus. 


Deshalb bringen wir noch zusätzliche Leinen und Fender aus. WWir nehmen alle Segelpersenninge und das Bimini ab, um möglichst wenig Angriffsfläche für den Wind zu bieten.


Der Freitag Abend ist absolut ruhig. Wir genießen das spontane Barbecue auf der Mole und die Unterhaltung mit den anderen Seglern. Wir können uns an diesem lauen Abend alle nicht vorstellen, dass es hier einige Stunden später stürmen soll. 

Nachts ab 0400h nimmt der Wind deutlich zu, wir wachen auf und checken die Leinen. Mit einigen weiteren Unterbrechungen des Schlafes, stehen wir aber ganz normal auf. Niemand lässt zur Zeit sein Schiff allein. Gegen 1500h erreichen Wind und Wellen hier ihren Höhepunkt mittlerweile ist High Tide. Problematischer als der Wind (ca. 6 Bft.) und die Fallböen (ca. 8 Bft.) ist die Dünung, die sich auf der freien See aufbaut und das Wasser im Hafen steigen und fallen lässt. Diese bringt die gesamte Steganlage in Bewegung, an der die festgebundenen Schiffe in ihrem eigenen Rhythmus schaukeln. Somit entstehen gegenläufige Kräfte und Stege und Schiffe zerren aneinander. Hinzu kommt, dass unser seitlicher Fingersteg für unsere Schiffslänge eigentlich zu kurz ist und von den nach oben über die Schiffskante laufenden Festmacherleinen aus dem Wasser gehebelt wird. Von 1430h bis 1630h sind wir und alle anderen Segler damit beschäftigt, die Schiffe zu bändigen. Zeitweise läuft bei uns der Motor im Rückwärtsgang, damit wir nicht gegen den Steg gedrückt werden.


Ab 1700h nehmen Wind und Fallböen von den Bergen deutlich ab und die Ebbe setzt ein. Jetzt sorgt nur noch der Wellengang im Hafen für unkomfortables Liegen und knarrende Leinen.
Es wird wohl noch eine unruhige Nacht werden. Abends nieselt es etwas. Die Temperatur ist deutlich gesunken. In den Online-Nachrichten lesen wir die Sturmwarnungen für die portugiesische Küste. Wir hoffen für die Bewohner, dass sie wie wir hier auf Porto Santo glimpflich davonkommen.

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