Sonntag, 11. April 2021

Segeln von Santa Cruz/Teneriffa nach Quinta do Lorde/Madeira

Santa Cruz/Teneriffa nach Quinta do Lorde/Madeira 286,0 nm 
gesamt 2. Sabbatical 1.480,0 nm 
seit Start in Hamburg insgesamt 5.453,7 nm 




Hinter uns liegt eine abwechslungsreiche und schöne Zeit in Santa Cruz/Teneriffa und auf den Kanarischen Inseln mit den Schwerpunkten La Gomera, La Palma und El Hiero. Nun ist diese Phase des Überwinterns in der Wärme mit viel Sonne und blauem Himmel und mit sehr wenigen Corona-Beschränkungen beendet. Wir wagen uns nach langem Abwägen unsere Kompfortzone zu verlassen und uns langsam wieder dem Festland anzunähern.

Seit ca. sechs Wochen schauen wir täglich im Wetterbericht nach Windstärke, Windrichtung, Dünung, Windwellenhöhe sowie Regen/Gewitter, um das passende Wetterfenster für die Überfahrt rechtzeitig zu erkennen, um dann für den Törn alles vorzubereiten. Eigentlich haben wir gehofft von Teneriffa aus, also von der mittleren der Kanarischen Inseln, zu starten. Wir meinen von hier aus die besten Optionen zu haben um bei bestimmten "Wetterstörungen", die vom vorherrschenden Nordostpassat-Wind abweichen, zu profitieren.
 
Ab dem 02.04.2021 zeichnet sich eine günstige Wetterlage ab, in der sich ein Hochdruckgebiet von den Kanaren über das Madeira-Archipel und noch weiter nordwärts erstreckt. Leider liegt Teneriffa ziemlich genau im Kern dieses Hochdruckgebietes. Das heißt nichts anderes als - Flaute. Da wir motiviert sind zu starten, versuchen wir uns mit den Gegebenheiten anzufreunden und das Beste von unserem Standort aus herauszuholen. Unsere Strategie: Wir motoren in der Flaute so lange nach Nordwesten bis wir das Windfeld erreichen. Dann ändern wir den Kurs direkt auf Madeira. Dazu haben wir die Windy-Software mit einem einfachen Planungstool genutzt, um die Koordinaten des Windfelds herauszufinden.

Nordwestwärts motoren bis das Windfeld erreicht ist.

Im Windfeld nordwärts segeln nach Madeira.

Hinter uns lässt der Wind nach. Wir müssen schnell genug sein,
um nicht von der Flaute im Nacken eingeholt zu werden.

Am Starttag, Dienstag, 6.4.2021, 09:00 Uhr, ist also klar, dass wir unsere Dieselvorräte von insgesamt 175 Litern verteilt auf den Einbautank und Kanister zu recht gebunkert haben. Völlig entspannt legen wir daher ab und tuckern an der Skyline ,,Santa Cruz" entlang,


fahren mitten durch das Ankerfeld der noch immer auf Reede liegenden Kreuzfahrtschiffe hindurch und beobachten einige notwendige Renovierungsarbeiten.




 Es folgen beeindruckende Ausblicke auf das ,,Anagagebirge" mit seiner steilen Küstenlinie.  


Nach ca. zwei Stunden erreichen wir die Nordostspitze von Teneriffa ,,Punta Anaga" und können den markanten Felsen mit Brutnestern und flügge gewordenen Jungvögeln beobachten.



Als wir etwas später unseren Kurs ändern, schlagen wir einen Haken in Richtung der Windzone. 


Nun lassen wir auch die Wolken hinter uns, die am ,,Anagagebirge" aufsteigen und motoren ins Blaue hinein. 


Der Atlantik gleicht einem "Ententeich".


Während Ove sich auf die Salonkoje legt und döst, bleibe ich im Cockpit. Ich liebe diese Athmosphäre, alleine im Cockpit zu sein, über das Wasser in die Ferne zu schauen, Wind (sofern vorhanden) und das Wasser auf Veränderungen hin zu beobachten


und das unglaubliche Blau zu fotografieren. 


Delfine schwimmen ums Schiff, ein paar Schilkröten oder Galeeren ziehen vorbei (Quallenart, die sich mit Hilfe eines gallertartigen Segels treiben lässt). Mir ist nicht langweilig.


So geht es weiter bis zum Sonnenuntergang gegen 2030h.



Wie von uns in den Wettervorhersagen erkannt und erhofft, erreichen wir am Vormittag des 07.04.2021 nach ruhiger Nacht das Windgebiet mit leichtem Süd-Südwestwind -  nach rd. 26 Stunden motoren und 128 nm. Am 07.04.2021 um 1150h wird der Motor ausgestellt (welch eine herrliche Ruhe!!!). 
Wir setzen Segel und lassen uns dahingleiten. Nach einem halben absolut entspannten Segeltag müssen wir den Motor wieder zur Hilfe nehmen, da der Wind doch zu flau geworden ist. Denn wir wollen noch im letzten Tageslicht des Donnerstag ankommen und nicht erst Freitag Nacht, was mit Segeln sonst erreichbar wäre. Unser Plotter rechnet uns immer die voraussichtliche Ankunftszeit im Ziel vor, so dass wir danach unser "Segel- und Motorverhalten" ausrichten.



Auf dem Plotterbild ist gut zu erkennen, wie wir zunächst NW-wärts motort sind, um dann fast Nordkurs auf Madeira zu nehmen.


Die Tage auf See vergehen überwiegend so, dass wir umschichtig Wache machen. Wer wachfrei ist, kann sich erholen wo und wie er es möchte. Leider können wir beide während des Segelns nicht lesen oder Flme schauen, da wir dann seekrank werden. Musik hören wäre möglich, fällt zzt. aber wegen schwacher Batterien aus. Natürlich gehört auch die Essensversorgung, viel Trinken und Navigation zu unseren Aufgaben. Nach vielen Motorstunden müssen wir nachtanken. Dazu nutzen wir eine sog. "Schüttelpumpe", um den Diesel kleckerfrei aus dem Kanister in den Tank zu befördern. Funktioniert bestens.


Nach vielen Stunden, manchmal auch mehreren Tagen, in denen keine Schiffe gesichtet und auf AIS oder Radarreflektor auch keine Signale empfangen werden, könnte man schon nachlässig werden. Wir halten uns aber dennnoch daran, dass einer von uns verantwortlich für die Wache ist, an Deck ist und Ausschau hält. Dazu gehört auch, dass während der Nachtwachen für den Wachhabenden Schlafphasen von 30 Minuten bis zwei Stunden möglich sind. Auf der gesamten Überfahrt haben wir in den zweieinhalb Tagen auf See nur zwei Frachter und einen motorenden Segler gesehen.

Bei Einreise nach Madeira darf der PCR-Test nicht älter als 72 Stunden sein. Diese Zeit könnten wir mit Test in Santa Cruz, Warten auf das Ergebnis und anschließender Überfahrt nicht einhalten. Daher starten wir ungetestet und laufen deshalb unter der Quarantäneflagge in den Hafen von ,,Quinta do Lorde" auf Madeira ein. Flaggenreihenfolge von oben nach unten zeigt: Portugal, Madeira (autonome Region von Portugal), Quarantäneflagge. 


Dass Madeira für häufigeren Regen bekannt ist, dürfen wir dann auch noch eine Stunde vor dem Erreichen der Marina erfahren. Kräftige Schauer gehen über uns nieder. Wäre ja auch zu schön, trocken im Hafen anzukommen.


Aufgrund unserer Anmeldung in der Marina wissen wir, dass unverändert seit über einem halben Jahr hier auf Madeira ankommende Segler kostenfrei getestet werden. Darüber hinaus müssen wir uns auf der App "Madeira Safe" registrieren, unseren Gesundheitszustand nach vorgegebenen Fragen beantworten und diese täglich bestätigen bzw. bei Veränderungen ehrlich korrigieren. Nach dem Einlaufen in die Marina am 08.04.2021 (am Liegeplatz fest um 1930h) erhält das Office abends noch eine Mail, dass wir angekommen sind und bitten darum, die Testung zu veranlassen. Bereits am folgenden Tag gegen 1130h kommt das Testteam und nimmt die Abstriche vor. Außer freundlichen weiblichen Stimmen war von ihm leider nichts zu erkennen.


Das Ergebnis erwarten wir am folgenden Tag gegen Mittag. Bis dahin weht der Q-Stander und wir dürfen dass Schiff nicht verlassen ...., außer natürlich Stromkabel legen und Wasserschlauch anschließen um das Schiff zu säubern. So nutzen und genießen wir einen Quarantänetag, um unseren Häwelmann zu entsalzen und innen und außen wieder auf Hochglanz zu bringen.


Dabei schauen wir immer wieder in das unglaublich klare Hafenwasser bis auf den Grund (ca. 5 Meter tief) und beobachten die Fische.


Am 10.04.2021 kommt gegen Mittag der Marinero und sagt uns, dass das negative Testergebnis vorliege und wir uns ab jetzt frei bewegen könnten. Montag ist das Office wieder geöffnet, so dass wir die entsprechende Bestätigung per Mail erhalten. Diese brauchen wir, weil unser nächstes Ziel ,,Porto Santo", die Nachbarinsel von Madeira, angelaufen werden soll und dieses Schreiben vorgelegt werden muss.

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